Kilian Martin über Ökumene und Prinzipien

Mut zum Bekenntnis!

Veröffentlicht am 20.01.2016 um 00:15 Uhr – Von Kilian Martin – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Kilian Martin über Ökumene und Prinzipien

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Eine Ökumene, die eine Aufgabe theologischer Prinzipien fordert, ist fehlgeleitet. Wer das Zusammenwachsen der Christenheit voran bringen will, darf Wünsche äußern und sollte Hoffnungen formulieren, muss aber bei all dem auch immer klar sein im eigenen Bekenntnis. Am Montag hatte an dieser Stelle meine geschätzte Kollegin Gudrun Lux eine "gemeinsame Eucharistie jetzt" gefordert. Diese Forderung geht zu weit.

Die Trennung der Christenheit ist ein Skandal, ein Ärgernis, das es zu überwinden gilt. Das ist das Anliegen der ökumenischen Bewegung. Dass wir Christen nicht in voller Gemeinschaft miteinander stehen, widerspricht dem Willen des Herrn selbst.

Dass wir Christen aufgrund dieser fehlenden Gemeinschaft auch keine allgemeine Abendmahlsgemeinschaft pflegen, ist gut so. Das ist kein "krampfhafter Versuch", an angeblich kleingläubigen Überlieferungen festzuhalten, wie es im Kommentar vom Montag heißt, sondern theologisch unumgänglich.

Eine gelungene Ökumene muss die Gemeinschaft verwirklichen, wo sie möglich ist und zugleich klar artikulieren, wo die Gemeinschaft an ihre Grenzen stößt. Ja, vielen Gläubigen erscheinen die trennenden Unterschiede in der Theologie zunehmend unwichtig. Doch das ist kein Problem in der Theologie, sondern ihrer Vermittlung. Die Gemeinschaft der Christen einfach über die Grenzen der Theologie hinweg ohne echte Antworten auf bestehende Fragen vordergründig zu verwirklichen, kann nicht der Weg sein.

In Fragen wie der eucharistischen Gemeinschaft würden Tradition und Lehre die "Freiheit und Liebe" einschränken, heißt es im Standpunkt vom Montag. Dabei gäbe es ohne das kirchliche Lehramt und die Überlieferung – von den Aposteln angefangen – überhaupt keine solche Gemeinschaft. Und schließlich ist Eucharistie das größte Geschenk der Liebe und Freiheit überhaupt. Dazu gehören auch die Regeln, wie mit ihr umzugehen ist.

Ja, wir müssen alles daran setzen, die Trennung der Christenheit zu überwinden. Das gilt auch für die Frage der eucharistischen Gemeinschaft und gerade in dieser Gebetswoche für die Einheit der Christen. Aber eine verlässliche Ökumene braucht – neben dem Gebet – nicht etwa den Mut, theologische Prinzipien zu übergehen, sondern sich zu diesen zu bekennen.

Der Autor

Kilian Martin ist Volontär bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Kilian Martin