Paul Badde über eine Osterdeutung des Papstes

Nicht Verkündigung, sondern Auferstehung

Veröffentlicht am 09.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Paul Badde über eine Osterdeutung des Papstes

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Die Auferstehung Christi von den Toten ist eine Zumutung. Theologen aber ist gelungen, dieses Skandalon unserem Verstand anzupassen. Wichtig wurde dafür der schwierige Begriff "Kerygma" (auf Deutsch: Verkündigung), mit dem es gelang, plausibel zu machen, dass Christus nicht leibhaft von den Toten – sondern vor allem in die Verkündigung der Jünger auferstanden ist. Denn ohne Zweifel fingen die Apostel, die vor Jesu Tod (bis auf Johannes) alle geflohen waren, drei Tage nach dessen Tod plötzlich an, unerschrocken von dem auferstandenen Messias zu reden.

Nur ein hauchfeiner Unterschied trennte diese Auferstehung in der Verkündigung von der Auferstehung aus dem leeren Grab. Romano Guardini hat diese Deutung schon 1937 scharf zurückgewiesen. Es nutzte nichts. Das "Kerygma" wurde zum Herzstück im Dogma moderner Theologie, ob evangelisch oder katholisch, in vollendeter Ökumene.  Priester, die nicht wegen ihres unaufgeklärten Glaubens belächelt werden wollen, kommen nicht daran vorbei. Der heilige Paulus hätte diese Umdeutung der Auferstehung Christi als pure Irrlehre gebrandmarkt.

Nun ist sie in Sankt Peter angekommen. Am 28. März führte Papst Franziskus die Gläubigen hier sehr schön in die österlichen Geheimnisse ein, wobei er – in freier Rede! – daran erinnerte, dass Ostern mit seinen Festlichkeiten "nicht zu Ende" komme. Denn "dort beginnt der Weg zur Mission, zur Verkündigung: Christus ist auferstanden. Und diese Verkündigung ... ist der Mittelpunkt unseres Glaubens und unserer Hoffnung, sie ist der Kern, sie ist die Verkündigung, sie ist – das Wort ist schwierig, aber bringt dies alles zum Ausdruck – das 'Kerygma', das beständig die Kirche evangelisiert und das diese ihrerseits zu evangelisieren gesandt ist." Sagt der Papst. Gott segne ihn. Glauben müssen wir das aber nicht. Gott sei Dank. Glauben wie Kinder dürfen wir weiterhin dies: Nicht die Verkündigung, sondern das Faktum der Auferstehung Jesu bleibt Mittelpunkt und Kern unseres Glaubens und unserer Hoffnung.

Von Paul Badde

Der Autor

Paul Badde war Redakteur des F.A.Z. Magazins und Korrespondent der WELT in Jerusalem und Rom und beim Vatikan. Der Autor zahlreicher Bücher ist Mitherausgeber des Vatican-Magazins und seit 2013 Autor und Korrespondent des Fernsehsenders EWTN in Rom.

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