Monika Metternich über falsche Profile im sozialen Netzwerk

Pontius Pilatus und Facebook

Veröffentlicht am 18.04.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Monika Metternich über falsche Profile im sozialen Netzwerk

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Auch nach den Kar- und Ostertagen behält die Frage des Pontius Pilatus: "Was ist Wahrheit?" hohe Aktualität. Facebook, das soziale Netzwerk mit fast zwei Milliarden Nutzern, gibt dieser Tage seinen Mitgliedern Tipps, "wie du erkennen kannst, ob eine Nachrichtenmeldung wahr ist oder nicht." Ob diese Tipps dem zuverlässigen Erkennen von (Un)Wahrheit zu dienen vermögen, bleibe dahingestellt. Was sie nicht verhindern, sind Leute, die sich in sozialen Netzwerken den Namen eines Anderen aneignen, um darunter ihre eigenen – oft kruden – Ansichten kundzutun.

Wie fatal sich eine solche virtuelle "feindliche Übernahme" einer Persönlichkeit auswirken kann, erlebt in diesen Tagen schmerzlich der Schriftsteller Martin Mosebach, unter dessen Namen seit geraumer Zeit ein Anonymous bei Facebook seine eigenen Thesen verbreitet. Sich prinzipiell aus den sozialen Netzwerken fernzuhalten, nutzt, wie man an dem internetabstinenten Schriftsteller erkennt, nichts in Zeiten, wo sich mit ein paar getippten Zeichen eine Persönlichkeit stehlen lässt. Denn unter Inanspruchnahme des Vertrauens und erhöhter Aufmerksamkeit durch diesen berühmten Namen folgen dem Fake – meist ohne zu realisieren, dass sie manipuliert werden – viele Bewunderer des Schriftstellers sowie eine große Anzahl von Multiplikatoren und lesen erstaunt oder entsetzt die oft beleidigenden, zuweilen politisch anrüchigen Beiträge eines falschen Fuffz’gers. Pilatus' "quod scripsi, scripsi" ("was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben") wird damit ad absurdum geführt.

Die Veröffentlichung von Meinungen unter dem Namen eines anderen stellt eine persönlichkeitsrechtsrelevante Pervertierung dar, besonders für denjenigen, der von der Veröffentlichung seiner Meinung lebt. Solche Piraterie ist zutiefst asozial, denn sie beschädigt nicht nur die Integrität des Gekaperten, sondern auch das Vertrauen insgesamt. Dass das Verbreiten von Lug und Trug nicht nur ein ärgerliches Phänomen unserer Zeit ist, sondern zerstörerisches Potential in sich trägt, ist hier besonders gut zu erkennen. Gegen solche Fakes hilft letztlich nur die Rechtsverfolgung.

Von Monika Metternich

Die Autorin

Monika Metternich ist Religionspädagogin, Schriftstellerin und Journalistin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.