Schuldzuweisungen reichen nicht
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Die Verhandlungen zwischen dem Erzbistum Hamburg und der Schulgenossenschafts-Initiative sind gescheitert. Das ist traurig: Solche kreative, von engagierten Christen getragene Initiativen braucht die Kirche gerade da, wo die institutionellen Strukturen nicht mehr tragfähig sind – wenn sie denn selbst tragfähig sind. Die Enttäuschung ist groß – auch bei der Politik. Vor allem die regierende rot-grüne Koalition teilt aus. "Schlag ins Gesicht", "strategisch geplantes Scheitern". Die oppositionelle Linke verlangt einen Rettungsplan vom Bischof. Keine der Parteien spart an den üblichen kirchenkritischen Klischees: Der abgehobene Bischof, die geizige und gierige Kirche, die übergangene Basis. (Dabei haben die kirchlichen Gremien, in denen die Basis vertreten ist, sich unisono gegen das Konzept ausgesprochen – nicht nur der Erzbischof.)
Aus der Opposition heraus weisen immerhin CDU und FDP darauf hin, dass es auch eine Verantwortung des Stadtstaates gibt: Beide Parteien fordern eine angemessene Beteiligung des Staates an den Kosten freier Schulen. Hamburger Privatschulen erhalten für jeden Schüler 85 Prozent der Kosten, die für Schüler einer öffentlichen Schule aufgewendet werden. Rechnet man Gebäudekosten und Rückstellungen ein, heißt es bei der "Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Hamburg", sind es sogar nur noch 65 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen müsste die Politik ihre Mitverantwortung am Schul-Aus eingestehen, anstatt von der Kirche etwas zu verlangen, was ihre Möglichkeiten übersteigt. Denn was bleibt einem Bischof anderes übrig, der schließlich Verantwortung für seine ganze Diözese hat und nicht nur für den Hamburger Teil? Natürlich wäre es gut, wenn Schulen vor allem in ärmeren Vierteln erhalten blieben, wenn gerade in der Diaspora die Schulen die Präsenz der Kirche in der Öffentlichkeit sichern würden – doch soll das Bistum das auf die Gefahr des finanziellen Kollapses hin tun? Soll das Bistum seine begrenzten Ressourcen im reichen Hamburg konzentrieren? Ressourcen, die dann für den schleswig-holsteinischen und mecklenburgischen Teil nicht mehr zur Verfügung stehen.
Das gehört auch zu einer Analyse des Scheiterns: Freie Schulen sind ein sehr gutes Geschäft für den Landeshaushalt – und ein schlechtes für die Betreiber, die keine hohen Gebühren verlangen wollen. Wohlfeile Schuldzuweisungen seitens der Politik reichen nicht aus – wer freie Schulen will, darf ihre Schüler nicht finanziell schlechterstellen.