Monika Metternich über die Erreichbarkeit der Kirche

Wo bleibt die Hotline zu Priestern?

Veröffentlicht am 14.08.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Monika Metternich über die Erreichbarkeit der Kirche

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

"Sie haben Fragen rund um den Glauben? Sie spielen mit dem Gedanken, aus der Kirche auszutreten? Sie zweifeln oder sind verärgert? Dann rufen Sie uns an! Pfarrer Flierl hat ein offenes Ohr für Sie." Darunter seine Telefonnummer. Die Initiative des Bistums Regensburg "Ruf doch mal an!" ist wirklich mal eine innovative Idee.

Denn genau das fehlt vielfach in der Kirche – ein offenes Ohr. Oft geht es nämlich nicht um Lebenskrisen, wie sie die Telefonseelsorge aufzufangen sucht, sondern um Glaubensfragen, um Zweifel, Verunsicherung oder kritische Erkundigungen. In immer anonymer werdenden Großgemeinden wächst das Bedürfnis nach persönlicher Rücksprache mit einem Geistlichen, während die Zeit von Priestern und Pfarrern immer knapper wird.

Die vor gut zwei Wochen veröffentlichte Statistik der Kirchenaustritte im Jahr 2017 verzeichnete wieder einen großen Schwund. Der gern zur Begründung herangezogene demographische Wandel allein erklärt diesen nicht. Für viele ist "Kirche" nur noch ein Synonym für abgehobene theologische Streitereien. Und jeder neue Skandal von klerikalem Machtmissbrauch in der Kirche, wie jüngst in den USA, Chile, Honduras, Indien und Australien, färbt auf die Gesamtkirche ab und ergibt ein fatales Zerrbild von "denen da oben", die nur sich selbst (be)dienen. Wo aber bleibt der einzelne Gläubige mit seinen Fragen und Nöten, mit seiner Ratlosigkeit, seinen Anliegen und zuweilen auch seinem ohnmächtigen Zorn? 

Eine Reaktion auf Facebook war da sehr sprechend: "Den Glauben habe ich nicht verloren, sondern den Glauben an die Bediensteten der Kirche. Ich habe oft Hilfe gesucht und von keinem Pfarrer Hilfe bekommen. Ist es ein Wunder, dass so viele die Kirche verlassen?" Solche Gefühle dürften kein Einzelfall sein und zeigen, wie wichtig die Regensburger Initiative ist. Die deutschen Bistümer sollten allesamt diesem Beispiel folgen und geistliche Ansprechpartner benennen oder eine bundesweite Kleriker-Hotline schaffen. Erreichbarkeit, Glaubwürdigkeit, Authentizität, vertrauenswürdige Kommunikation und Offenheit für die Nöte der Menschen – das ist es nämlich, was gerade vom Klerus erwartet wird.

Von Monika Metternich

Die Autorin

Monika Metternich ist Religionspädagogin, Schriftstellerin und Journalistin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.