Dekret verbietet Pastor priesterliche Dienste

Gemeinde gespalten – Erzbischof Heße suspendiert Priester

Veröffentlicht am 08.03.2023 um 13:59 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg/Sankt Peter-Ording ‐ Streit gibt es oft in Gemeinden – aber selten eskaliert ein Streit so sehr wie in Sankt Peter-Ording. Dort hat Erzbischof Heße einen Priester suspendiert, um die Einheit der Kirche zu wahren. Die Hintergründe sind undurchsichtig.

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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat einen Priester in Sankt Peter-Ording von seinen Tätigkeiten suspendiert. Die Maßnahme gegen Pastor Ludger Hölscher sei erforderlich gewesen, "um die kirchliche Einheit vor Ort zu wahren und den kirchlichen Dienstauftrag nicht länger zu beschädigen", teilte das Erzbistum auf Anfrage am Mittwoch mit. Dem Priester wurde bereits im Februar per Disziplinardekret verboten, öffentliche Gottesdienste zu feiern und Sakramente zu spenden sowie überhaupt seelsorglich tätig zu werden. Außerdem müsse Hölscher seinen Dienstort verlassen und "bis auf Weiteres ein zurückgezogenes Leben” führen, so das Erzbistum weiter. Zu den Gründen machte der Sprecher keine näheren Angaben.

Am Dienstag berichtete die Flensburger Verlagsgruppe "sh:z" über tumultartige Szenen in dem Gottesdienst, in dem Generalvikar Sascha-Philipp Geißler die Auflagen gegenüber der Gemeinde mitgeteilt hatte. Geißler habe betont, dass die Vorwürfe nichts mit sexualisierter Gewalt zu tun haben. Das Dekret, das der "sh:z" vorliegt, soll neben den vom Erzbistum mitgeteilten Auflagen auch das Gebot enthalten, die Mitgliedschaft und die Funktion im Verein "Freunde von St. Ulrich e.V." ruhen zu lassen, da sein Engagement dort "schwer ansehensschädigend für die Kirche" gewesen sei und er "zivile Streitverfahren provoziert" habe. Der Verein hat nach eigenen Angaben das Ziel, das religiöse und kulturelle Leben der katholischen Kirche zu fördern und wirbt unter anderem mit dem emeritierten Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke als Mitglied.

Die Zeitung berichtet über Konflikte zwischen dem Verein und der Pfarrei. Der Verein habe sich zu einer Parallelstruktur neben der Kirche entwickelt, erläuterte ein Mitglied des Pfarrgemeinderats, Jürgen Ritter, gegenüber der "sh:z". Ritter ist auch Bürgermeister von Sankt Peter-Ording. Das Problem liege darin begründet, dass Hölscher "Aufgaben und Funktionen des Gemeindeteams nicht anerkennt und unsere Autorität als kirchliches Gremium durch unabgestimmte Alleingänge regelmäßig untergräbt", so Ritter. Nach Angaben des zuständigen Pfarrers Germain Gouèn sei Hölscher 2021 in der Gemeinde angekommen und zu diesem Zeitpunkt bereits vom Dienst suspendiert gewesen. Er habe sich dafür eingesetzt, dass Hölscher wieder priesterliche Dienste übernehmen konnte. Gegenüber der "sh:z" ordnet Gouèn den Fall so ein: "Es geht darum, dass ein Mitbruder seine zweite Chance nicht genutzt hat. Er hat das Dekret selbst provoziert." Der Pfarrvikar habe nicht mehr mit dem Pfarrer zusammenarbeiten wollen. Er habe ein Problem mit Obrigkeit und müsse Demut lernen. Auch Gouèn wirft Hölscher vor, mit dem Verein eine Gemeinde neben der eigentlichen schaffen zu wollen. Hölscher gehörte im vergangenen Jahr zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs der Initiative Maria 1.0, der von Bischof Georg Bätzing eine Distanzierung von der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp gefordert hatte. (fxn)