Vor 80 Jahren Hitler-Attentat durch Stauffenberg

Bischof: Gedenken an 20. Juli 1944 ist wichtig für die Gegenwart

Veröffentlicht am 20.07.2024 um 17:30 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Erinnerung an das Hitler-Attentat darf nicht zu einem erstarrten Ritual werden, mahnt der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein. Es brauche Anknüpfungspunkte zum Leben heute. Die gebe es reichlich.

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Die Erinnerung an das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 ist nach Ansicht des evangelischen Berliner Bischofs Christian Stäblein auch nach 80 Jahren noch wichtig. "Das Gedenken lehrt uns bis heute, was zu tun ist, wenn Menschenverachtung, Krieg und Vernichtung an die Stelle von Achtung und Freiheit treten, erst recht, wenn dieses im Namen des Staates selbst passiert", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag im rbb-Radio.

Gedenken sei eine Bildungsaufgabe: "Es gilt, Erinnerung so umzusetzen, dass sie nicht in Ritualisierung und Formelhaftigkeit erstarrt. Gedenken muss lebendig bleiben – verbunden und verknüpft mit unserem Leben heute." Die Erinnerung an das Hitler-Attentat durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer sei auch Teil der deutschen Identität: "Wir sind die, die daraus leben, dass es auch in dunkelster Zeit einige wenige gab, die unter Aufgabe ihres Lebens dafür eingestanden haben, dass wir heute an ihre Entschlossenheit und ihren Mut anknüpfen können, wenn es um Widerstand gegen Unrecht geht, und der beginnt bereits im Kleinen."

Stauffenberg und der gescheiterte Plan

Am 20. Juli 1944 hatte Stauffenberg im damaligen Nazi-Hauptquartier "Wolfsschanze" in der Nähe von Rastenburg (Ketrzyn) den Zeitzünder der Bombe scharfgemacht, die Adolf Hitler in den Tod reißen sollte. Schnell musste er zurück nach Berlin, um dort den Staatsstreich zu leiten. Doch Hitler überlebte, der Putsch scheiterte. Stauffenberg und viele seiner Mitverschwörer, zu denen neben Militärs beispielsweise auch Gewerkschafter und Kirchenleute gehörten, wurden hingerichtet.

Bis heute ist der 20. Juli im Gedenken an den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft für die deutsche Erinnerungskultur von zentraler Bedeutung. Vom Deutschen Widerstand bleibe, dass man gerade nicht vor der Geschichte resignieren müsse, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Feierstunde der Bundesregierung und der Stiftung 20. Juli 1944 in Berlin. In jeder Gegenwart komme es auf den Beitrag jedes und jeder Einzelnen an. Nur so könne Unrecht beendet werden. Scholz betonte: "Diejenigen, die unsere Demokratie bekämpfen, werden stets auf unseren entschiedenen Widerstand treffen!" Die Männer und Frauen des Widerstands hätten sich in Deutschland nicht getäuscht: "Es gibt den Gegenentwurf zur Nazi-Diktatur. Es gibt das andere, das bessere Deutschland – freiheitlich, demokratisch, rechtsstaatlich", sagte Scholz im Ehrenhof des Bendlerblocks. Dort wurden Stauffenberg und andere Personen kurz nach dem Attentat hingerichtet. An der Feierstunde nahmen unter anderen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Angehörige der am Widerstand Beteiligten teil.

Das Internationale Auschwitz Komitee erinnerte in einer Mitteilung daran, dass sich nur wenige Menschen gegen die Nationalsozialisten gestellt hatten. "In diesen Tagen gedenken Überlebende von Auschwitz in vielen Ländern des Mutes und der Einsamkeit all derjenigen, die sich in Deutschland der Nazi-Diktatur und ihren mörderischen Verbrechen entgegengestellt haben", erklärte am Freitagabend der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner. (mpl/KNA)