Schwester Clara Marie Beuth wurde durch ein Tanzvideo bekannt

Junge Ordensfrau: "Trage Schleier bewusst und entschieden für Gott"

Veröffentlicht am 13.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Madeleine Spendier – Lesedauer: 

Kaufbeuren ‐ Ihren schwarzen Schleier trägt Schwester Clara Marie gerne. Die Ordensfrau aus Kaufbeuren hat sich diesen sogar selbst im Kloster genäht. Die junge Franziskanerin hat sich bewusst für ihre Ordenskleidung entschieden und nicht nur, weil die Ordensregel es so vorsieht.

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In Socken und mit Schleier – so tanzt Schwester Clara Marie Beuth gemeinsam mit einer Mitschwester in einem Video zu dem Rap-Hit "Barbaras Rhabarberbar". Der lange Rosenkranz, der an dem Strick ihres Ordenskleids befestigt ist, schwingt dazu im Takt. Am Schluss der Sequenz falten die beiden Franziskanerinnen ihre Hände zum Gebet. Dieses Video der zwei tanzenden Ordensfrauen aus Kaufbeuren ging im Frühjahr auf dem Instagram-Kanal des Crescentia-Klosters viral. 4,5 Millionen Mal wurde es seitdem angeklickt. 

"Wir wollten stellvertretend für die Gemeinschaft zeigen: Kloster und Lebensfreude gehören zusammen", sagt Schwester Clara Marie, die die Tanzperformance mit Schwester Annika Wörle im Klosterhof vor der Kirche mit dem Handy aufgenommen hatte. Manche User fanden das Video so gut, dass sie daraufhin "uns ihre Fragen an das Ordensleben und ihre Anliegen zum Gebet mitteilten", freut sich die 27-jährige Ordensfrau.

Seit drei Jahren im Kloster Kaufbeuren

Schwester Clara Marie lebt seit drei Jahren im Kloster Kaufbeuren, das auf dem Gebiet des Bistums Augsburg liegt. In der Ordensgemeinschaft ist sie unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Netzwerken zuständig. Das mache ihr viel Freude. Aufgewachsen ist Beuth im Oberbergischen bei Köln. Als sie sich in der Schule bei einer wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit den Zweifeln des "ungläubigen" Apostels Thomas aus der Bibel beschäftigte, war sie begeistert von der Auseinandersetzung damit und erfuhr dadurch, was der Glaube für sie selbst bedeuten könnte. Damals stand für sie bald fest: "Ich will mehr davon."

Nach dem Abitur beginnt Beuth an der Ordenshochschule der Pallottiner in Vallendar Katholische Theologie zu studieren. Über "ihre kreativen Hobbys" kommt sie in Kontakt mit dem Kloster der Franziskanerinnen in Kaufbeuren. Immer wieder besucht sie die Gemeinschaft dort. Im Rückblick und im Gebet wird ihr Wunsch klarer: "Dahin möchte mich Gott rufen." Ursprünglich war es jedoch nicht ihr Plan, eines Tages in einem Kloster zu leben, meint die Ordensfrau. So hätte sie es sich auch vorstellen können, andere Dinge weiterzumachen, wie zum Beispiel wissenschaftlich zu arbeiten. Doch Gott zog sie "von der Lebensform her in diese konkrete Richtung", erklärt die Franziskanerin. Das schließt für sie allerdings nicht aus, später einmal wieder in ihrem gelernten Beruf zu arbeiten. Im Herbst 2021, nach ihrem Studienabschluss, trat Beuth bei den Franziskanerinnen in Kaufbeuren ein. Der Umzug vom WG-Zimmer ins Kloster fiel ihr anfangs nicht so schwer, nur der Abschied vom Rheinland, gibt sie zu. 

Bild: ©Crescentia-Kloster Kaufbeuren / Montage katholisch.de

Schwester Clara Marie Beuth an der Orgel in der Klosterkirche in Kaufbeuren. Sie gestaltet als Kantorin die Gottesdienste in der Gemeinschaft mit.

Im Crescentiakloster in Kaufbeuren lebt Beuth zusammen mit 23 Mitschwestern. Die meisten davon sind jung – also jünger als 70 Jahre. So ist die Oberin der Gemeinschaft, Schwester Johanna Maria Höldrich, 41 Jahre alt. Jede Schwester bringt sich mit ihren Talenten und Begabungen in die Gemeinschaft ein, erklärt Schwester Clara Marie. Unter der Woche arbeitet sie für die Mädchengemeinschaft "Der Neue Weg" des Bistums Augsburg und organisiert dort christliche Freizeiten. Außerdem kann sie im Orgel- und Kantorendienst des Klosters ihre Liebe für die Musik einbringen, berichtet die junge Franziskanerin.

Einmal in der Woche, meistens samstags, hilft Schwester Clara Marie bei der Essensausgabe des Klosters mit. Dort verteilt sie gemeinsam mit anderen Schwestern und Ehrenamtlichen warme Mahlzeiten an Bedürftige. Fast 20 Menschen kommen täglich zu diesem offenen Mittagsangebot ins Kloster. Schwester Clara Marie hilft auch im Archiv mit. Dort ordnet und sichtet sie Urkunden und andere Dokumente, die das Leben und Wirken der Gemeinschaft dokumentieren. Die gesamte Klostergeschichte auf diese Weise kennen zu lernen, berühre sie sehr. "Die Schwestern hatten schon damals manche Fragen und Sorgen wie wir heute", bemerkt Schwester Clara Marie. Das gebe ihr Zuversicht.

Ein besonderer Ort für Pilger und Wallfahrer

Eine der bekanntesten Ordensfrauen der Gemeinschaft war Crescentia Höß von Kaufbeuren, die im 18. Jahrhundert lebte und und später Oberin des Klosters wurde. 2001 wurde Schwester Crescentia heiliggesprochen. Sie wird bis heute als Fürsprecherin verehrt. Deshalb gibt es im Kloster eine eigene Gedenkstätte für sie und ihr Grab in der Klosterkirche ist für Pilger und Wallfahrer ein besonderer Ort. Selbst ihr Ordenskleid samt weißen Handschuhen ist noch erhalten und im Klostermuseum ausgestellt.

Dieser schwarze Habit ist bis heute Vorbild für das Ordenskleid, das die Franziskanerinnen von Kaufbeuren täglich tragen. Nur der Schleier ist "nicht mehr so geschlossen wie damals", erklärt Schwester Clara Marie. Sie hat sich vor ihrer Aufnahme in das Noviziat intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, ob sie das graue Ordenskleid und den dazu gehörenden schwarzen Schleier überhaupt tragen möchte und heute noch angemessen findet. Die junge Ordensfrau hat sich aus Überzeugung dazu entschieden und nicht etwa nur deshalb, weil die Schwestern sich in ihrer Ordensregel darauf geeinigt hatten. "Ich trage den Schleier heute bewusst und in Entschiedenheit für Gott", betont die junge Franziskanerin. Nur im Urlaub oder beim Sport verzichtet Schwester Clara Marie darauf.

Bild: ©Crescentia-Kloster Kaufbeuren

Schwester Clara Marie Beuth im Nähzimmer des Klosters. Ihren schwarzen Schleier hat sie dort selbst genäht und auch einige Ordenskleider. Die trägt sie aus Überzeugung.

Ihren schwarzen Schleier hat die junge Franziskanerin übrigens selbst genäht. Einen Tag in der Woche verbringt sie nämlich im Nähzimmer des Klosters. Gemeinsam mit einer Mitschwester, die ihr das Handwerk beigebracht hat, schneidert sie dort blaue Arbeitsschürzen oder Ordenskleider. Für sich selbst hat Schwester Clara Marie mittlerweile schon drei Schleier angefertigt. Einen trägt sie an Feiertagen, einen immer sonntags und einer ist für unter der Woche. Der Schleier für die Werktage ist aus einem leichteren Stoff gefertigt, erklärt die 27-Jährige fachkundig. Für zwei Mitschwestern hat sie sogar schon jeweils ein Ordenskleid unter Anleitung selbst geschneidert. Nicht nur das Handwerk im Nähzimmer, sondern auch die Arbeiten in der klostereigenen Werkstatt, wo sie Bänke anstreicht oder Dinge repariert, mag die junge Ordensfrau gerne. In der Gemeinschaft unterstütze ohnehin jede die anderen.

"Wir Schwestern beten füreinander und für alle Menschen"

Erst vor kurzem sind zwei Mitschwestern aus der Gemeinschaft verstorben. Schwester Clara Marie ist dann traurig, wenn eine Schwester "zum Herrn geht". Doch im Gebet bleiben "wir miteinander verbunden", sagt sie hoffnungsfroh. Das tägliche Stundengebet in der Gemeinschaft ist für die Ordensfrau eine wichtige Kraftquelle. Dort werden verschiedene Anliegen vor Gott gebracht und "wir Schwestern beten füreinander und für alle Menschen". Das sei schließlich neben den sonstigen Arbeiten eine der Hauptaufgaben der Schwestern im Kloster, betont die Franziskanerin.

In Erinnerung an ihr dreifaches Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit, trägt Schwester Clara Marie neben ihrem Rosenkranz noch einen franziskanischen Strick an ihrem Habit – mit drei Knoten. Veraltet findet sie dieses Kleidungsstück nicht. Momentan hat sie ihr Versprechen, im Kloster zu leben, "auf Zeit" abgelegt. Das bedeutet, dass sie sich noch in der Ausbildungsphase des Juniorates befindet, das fast sieben Jahre dauert. Seit sie im Kloster ist, spürt Schwester Clara Marie eine innere Ruhe und eine Freiheit, nach der sie lange gesucht hatte. Das Leben in Gemeinschaft genießt sie sehr. "Wenn es etwas gibt, was uns aneinander stört, dann reden wir darüber und versuchen eine gemeinsame Lösung zu finden", erklärt die Ordensfrau. Diese Verlässlichkeit und das Gebet in der Gemeinschaft hält die Schwestern zusammen, sagt die 27-Jährige. Und ihre Verbundenheit zu Jesus. "Deshalb sind wir ja hier", freut sich die junge Franziskanerin. Ihre Lebensentscheidung möchte sie weiterhin mit anderen teilen – auch auf Instagram.

Von Madeleine Spendier