Menschen mit Behinderung

Veröffentlicht am 07.01.2015 um 02:29 Uhr – Lesedauer: 
Seelsorge von A-Z

Bonn ‐ Annähernd sieben Millionen Menschen mit Behinderungen gibt es in Deutschland. Seelsorge an ihnen geschieht an den Schnittstellen Gemeindeleben und Angeboten der Behindertenhilfe.

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"Vom christlichen Menschenbild her besitzt jeder Mensch einen absoluten Wert und ist von unserem Schöpfer gewollt. Wir brauchen eine Kultur der Achtsamkeit im Zusammenleben der Menschen. Ein wichtiges Anliegen ist es in diesem Zusammenhang, Menschen mit Behinderungen mehr Zugang und Beteiligung am gesellschaftlichen, aber auch am kirchlichen Leben zu ermöglichen", so Kardinal Karl Lehmann in seinem Geleitwort zu "unBehindert Leben und Glauben teilen".

Damit ist eine zentrale Aufgabe heutiger Behinderten- und Psychiatrieseelsorge klar benannt. Menschen mit Behinderung sollen darin unterstützt werden, mehr Selbständigkeit zu erreichen und gemeinsam mit allen anderen Leben und Glauben zu teilen. Behinderung liegt nicht nur in der Person der Betroffenen begründet, sondern ebenso in der Unfähigkeit des Umfelds, diesen Menschen umfassende Teilhabe zu bieten. Es gilt ein Bewusstsein zu schaffen, das einen anderen, offeneren Umgang mit den Grenzen anderer Menschen, aber auch mit eigenen Begrenzungen ermöglicht.

Seelsorge an Menschen mit Behinderungen geschieht an den Schnittstellen Gemeindeleben und Angeboten der Behindertenhilfe. Sie kann geistliche Orientierung, seelsorgliche Begleitung sowie karitative Hilfen anbieten. Ein wichtiger Baustein ist die Förderung der behindertengerechten und barrierefreien Teilnahme am Leben der Kirche in der Gemeinde: durch leichte Sprache, technische Hörhilfen, Gehörlosengottesdienste, bauliche Veränderungen oder Transportdienste.

Seit März 2009 gilt auch in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie enthält als Kern den Inklusionsgedanken, der weit über bisherige Integrationsanstrengungen hinausgeht. Gemeint ist damit, dass jedes Individuum "gleich wertig" ist und von Anfang an am Alltag aller teilnehmen soll: ob in Schule, Arbeit, Freizeit oder kirchlichem Leben.

"Normal" ist das Zulassen und die Anerkennung von Unterschieden. Dabei gilt es nicht nur, Menschen im Sinne einer Integration an vorgegebene Bedingungen und Strukturen heranzuführen, sondern die Bedingungen und Strukturen so zu gestalten, dass jeder Mensch seine Eigen- und Einzigartigkeit einbringen kann.

In einer inklusiven Kirche wäre es nicht mehr nötig, dass Seelsorge Menschen mit Behinderungen in einem isolierten Lebensumfeld, in Wohneinrichtungen, Förderschulen, Arbeitsstätten oder Kliniken aufsucht. Inklusive Seelsorge geschähe da, wo ohnehin alle Menschen zusammen sind und Vielfalt wertgeschätzt wird.

"Leben und Glauben mit behinderten Menschen und ihren Angehörigen zu teilen, ruft nach einer lebensfördernden Pastoral" ("unBehindert Leben und Glauben teilen"). Behindertenpastoral in diesem Sinne arbeitet dafür, einen Beitrag zu leisten, dass jeder Mensch mit seiner Lebensgeschichte, seinen Grenzen und Möglichkeiten, eine Bereicherung für alle Menschen darstellt. (mwi/mme)

Weitere Informationen

Die Website "Ich kenne meine Rechte": ist ein Internetangebot des Deutsches Instituts für Menschenrechte zur UN-Behindertenrechtskonvention in Leichter Sprache und speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten zugeschnitten.

Seite des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen zur UN-Behindertenrechtskonvention.

Die Deutsche Bischofskonferenz bietet unter anderem eine Überssichtsseite zur Seelsorge für Menschen mit Behinderung in den Bistümern.

Hauptaufgabe Verbandes der Katholischen Gehörlosen Deutschlands (VKGD) ist die enge Zusammenarbeit mit den in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden katholischen Gehörlosenvereinen oder Seelsorgegemeinschaften.

Auf dem Katholischen Gehörlosenportal taub-und-katholisch.de für Deutschland finden sich Gottesdienste und andere Termine aus den Bistümern.

Das Deutsche Katholische Blindenwerk leistet vielfältige Hilfe überall dort, wo sich die katholische Kirche um Blinde bemüht – und das weltweit

Begleitung im Glauben für Menschen mit Behinderung bietet Fraternität, ist eine Bewegung, in der körperbehinderte, langzeitkranke und auch gesunde Menschen gemeinsam auf dem Weg sind.

INTAKT ist ein Serviceangebot für Eltern von Kindern mit Behinderung und alle, die im Behindertensektor aktiv sind.

Beispielhaft für eine Seelsorge, die den Inklusionsgedanken ganz nach vorne stellt, sei das Konzept Barrierefreue Seelsorge?! aus dem Bistum Münster genannt sowie die Broschüre Gemeinsam mit Grenzen leben. Menschen mit Behinderung im Gemeindeleben .