Belgisches Trappistenbier erneut zum besten Bier der Welt gekürt

Bei Anruf Bier

Veröffentlicht am 30.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Belgien

Westvleteren ‐ Tut, tut, tut. Das Besetztzeichen hört oft, wer mit der "beer phone number" der Trappisten im belgischen Westvleteren in Kontakt treten will. Die Brüder sind unter der speziellen Telefonnummer allerdings weniger wegen himmlischer als ganz irdischer Fragen begehrt. Schließlich sehnt sich der Anrufer nach einem raren Stoff: Trappistenbier aus der Abtei "Sint Sixtus" in Westbelgien - dem besten Bier der Welt.

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Die spezialisierte US-Website RateBeer wählte Westvleteren 12 jüngst von 180.000 Bieren weltweit auf den ersten Platz. Und zwar zum wiederholten Mal: Auch 2012 hatte das Starkbier des Trappistenordens, das 10,2 Prozent Alkohol hat, gesiegt - genau wie in vielen Jahren zuvor.

Eine schöne Auszeichnung, die sich für die Mönche jedoch zum Problem entwickelte. Die Aufmerksamkeit wurde größer, die Zahl der Anfragen stieg, die Arbeit nahm zu - und die Zeit für das eigentliche monastische Leben ab. Schließlich darf echtes Trappistenbier wirklich nur hinter Klostermauern gebraut werden, wenn es das entsprechende Qualitätssiegel tragen will. Deshalb drehten die Trappisten den Hahn zwar nicht zu, führten aber strenge Sperrstunden ein.

Nur mit Autokennzeichen

Seit 2006 gibt es Bier aus Westvleteren normalerweise nur nach telefonischer Vorbestellung, Registrierung des Autokennzeichens und späterer Abholung zu einem bestimmten Termin. Die Menge selbst ist streng auf zwei Kästen pro Abholung rationiert, und ein erneuter Kauf durch die gleiche Person kann frühestens zwei Monate später erfolgen. Grund für den streng reglementierten und ausschließlichen Telefonverkauf: Die Ruhe in und um das Kloster soll aufrechterhalten werden.

Doch keine Regel ohne Ausnahme: Als das Geld für den geplanten Umbau und die Renovierung der Abtei knapp wurde, entschieden sich die Trappisten 2011 zu einem Experiment, um mit dem Erlös die zusätzlichen Kosten decken zu können: Sie starteten Sonderaktionen, bei denen das Bier in begrenzter Menge auch in Supermärkten erhältlich ist.

In Belgien verschwindet der begehrte Gerstensaft stets im Laufe weniger Tage aus den Regalen; hin und wieder lassen die Mönche begrenzte Mengen auch in andere europäische Länder liefern, etwa nach Frankreich oder Irland. Deutschland, das beim aktuellen Bier-Voting der Amerikaner nicht mit einer Sorte unter den besten 50 vertreten ist, wartet allerdings bisher vergeblich auf den Verkauf der Sondereditionen.

Export in die USA

Ganz anders die USA: Weil die Amerikaner so wild auf echtes Westvleteren sind, organisierten die Mönche im vergangen Dezember erstmalig einen Verkauf in amerikanischen Supermärkten. 15.000 Boxen, die geradewegs aus Flandern angeliefert worden waren, verschwanden innerhalb von 24 Stunden aus den Geschäften.

Stundenlang hatten die amerikanischen Bierliebhaber angestanden, um etwas von dem geschätzten Gebräu zu ergattern. Den Kunden gefällt der neue Service offenbar, wenn er auch nur zeitweise praktiziert wird. So schreibt einer im Internet: „"Ich sage: HURRA. Denn ein Westvleteren kosten, ist ein Genuss."

Von Caroline Schulke und Nina Schmedding (KNA)

Link: Zur Webseite der Trappisten-Abtei Sint Sixtus