Tropfen auf den heißen Stein
Wie zwei Millionen ihrer Landsleute haben sie ihre Heimat verlassen, in der ein menschenwürdiges Leben nicht mehr möglich ist. Sie fliehen vor einem Szenario, das als humanitäre Katastrophe in die Geschichte eingehen wird. Unter den Flüchtlingen, die Deutschland aufnimmt, sind vor allem Familien mit kleinen Kindern, Alleinerziehende, kranke Menschen und Angehörige religiöser Minderheiten, die sich zunächst in den Libanon gerettet hatten. Das kleine Nachbarland Syriens droht derzeit unter der wachsenden Zahl der Flüchtlinge zu kollabieren.
"Unter den Syrern, die nun nach Deutschland einreisen, sind auch Menschen, die besondere Qualifikationen für einen möglichen Wiederaufbau Syriens mitbringen", erklärt Stefan Telöken, Pressesprecher des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR). Die Spanne reiche vom Blogger bis zum Ingenieur. Eine weitere Gruppe findet im Rahmen des erweiterten Familiennachzugs Aufnahme, weil sie Angehörige in Deutschland hat.
Dass diese 5.000 nur ein Anfang sein können, darüber sind sich Politiker, Menschenrechtsorganisationen und auch die katholische Kirche einig. So zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Montag dankbar für die Aufnahme der Flüchtlinge, sprach sich aber zugleich dafür aus, mehr zu tun. "Gefordert sind hier Großzügigkeit und ein fairer Lastenausgleich", sagte er dem Magazin "Focus".
Einige Bundesländer wollen mehr Flüchtlinge aufnehmen
Mehrere Bundesländer haben sich mittlerweile bereit erklärt, über die 5.000 hinaus weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Dabei handelt es sich vor allem um Verwandte bereits in Deutschland lebender Syrer. Caritas-Präsident Neher begrüßte diese Pläne gegenüber katholisch.de, forderte aber Verbesserungen. "Die zurzeit bestehende Verpflichtung, dass die aufnehmenden Familien alle Kosten, auch im Krankheitsfall, tragen müssen, führt zu Belastungen, die kaum eine Familie bewältigen kann. Hier muss nach anderen Lösungen gesucht werden."
Unterdessen wartet man im Aufnahmelager Friedland auf die neuen Flüchtlinge . Hier werden sie zwei Wochen lang auf ihren Aufenthalt in Deutschland vorbereitet, wie Jens Pflüger vom Jugendmigrationsdienst der Caritas Hildesheim erklärt. "In einem fünftägigen Sprachatelier erwerben die Familien erste Deutschkenntnisse. Außerdem erfahren sie Wissenswertes über das Leben in Deutschland." Bausteine dieses Wegweiserkurses seien unter anderem Mobilität, Schule und Beruf, Behörden und Gesundheit.
In zwei Wochen werden die Familien zu ihren neuen Wohnorten in einem der 16 Bundesländer weiterfahren. Wie viele Flüchtlinge ein Bundesland aufnimmt, richtet sich nach der Einwohnerzahl und den Steuereinnahmen. So soll das Bundesland Bremen beispielsweise 50 Flüchtlinge unterbringen.
"Menschenwürdige Unterbringung händeringend gesucht"
Was zunächst überschaubar klingt, wird angesichts fehlender Unterkünfte in der Stadt zum Problem, berichtet das Internetportal der Deutsche Welle. So bittet derzeit der städtische Sozialsenat Kirchengemeinden, zu prüfen, ob sie Unterkünfte zur Verfügung stellen könnten. In einem Brief appelliert die Initiative Zuflucht – Ökumenische Ausländerarbeit e.V. an die Gemeinden: "Die Stadt Bremen sucht händeringend geeignete, menschenwürdige Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge."
Nach Berechnungen von Pro Asyl verlassen täglich weitere 5.000 Menschen ihre syrische Heimat auf der Flucht vor Bomben, Giftgas und Folter. Angesichts dieser Zahlen erscheinen die deutschen Bemühungen wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
So macht denn auch Caritas-Präsident Neher deutlich: "Dass Deutschland 5.000 syrische Flüchtlinge aufnimmt, ist gut und wichtig und auch ein kleines politisches Zeichen für die Nachbarländer Syriens. Neben Deutschland müssen aber auch die anderen Länder der EU Flüchtlinge aufnehmen, denn Länder wie Jordanien und der Libanon haben längst die Grenzen der Belastbarkeit erreicht." (mit Material von dpa und KNA)