Malteser gründen Flüchtlingshilfe

Leben retten auf eigene Kosten

Veröffentlicht am 03.09.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Valletta ‐ Irgendwann wollten Regina Catrambone und ihr Ehemann Christopher die Augen nicht mehr vor dem Leid verschließen. Eine Rede von Papst Franziskus habe dann den Ausschlag gegeben zu handeln, erinnert sich das junge Paar, das nach eigenen Angaben Europas erste privat finanzierte Flüchtlingshilfe zur See gegründet hat. Der Pontifex hatte im Sommer vergangenen Jahres dazu aufgerufen, Flüchtlingen zu helfen und künftige Tragödien auf dem Meer zu verhindern.

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Beim maltesischen Unternehmerpaar Catrambone stieß er damit auf offenen Ohren. "Ich wünsche mir, dass es weitere Menschen gibt, die anderweitig für die Menschen in Libyen aktiv werden können", sagt die Italienerin Regina Catrambone. Seit acht Jahren leben sie und ihr aus den USA stammender Ehemann nun schon auf der Mittelmeerinsel, wo ihnen eine Unternehmensgruppe gehört.

Einen Teil ihres Vermögens haben sie nun in die Hand genommen und die Migrant Offshore Aid Station (MOAS) gegründet. Zur Flüchtlings-Rettungsstation auf See gehört auch die 40 Meter lange "Phoenix", die über zwei Hubschrauberdrohnen, Beiboote sowie medizinische Ausrüstung verfügt. Neben erfahrenen Seeleuten gehört auch medizinisches Personal zur 15-köpfigen Besatzung. Geleitet wird diese von Martin Xuereb, einem früheren Angehörigen der maltesischen Streitkräfte.

Papst Franziskusin Begleitung einiger Bischöfe auf einem Boot der italienischen Polizei.
Bild: ©KNA

Papst Franziskus hat nach seiner Ankunft ein Schiff der italienischen Polizei besucht.

In diesem Jahr soll die "Phoenix" 60 Tage auf See verbringen, was Kosten von schätzungsweise fast zwei Millionen Euro verursachen wird. Nicht in der Summe enthalten sind der Kaufpreis für das Schiff sowie seine Umrüstung. Unterstützt wird MOAS von Privatleuten sowie anderen Nichtregierungsorganisationen.

Ein Transport der Flüchtlinge ist nicht vorgesehen

MOAS legt Wert darauf, dass die Organisation selbst keine Flüchtlinge transportiert, sondern deren Boote aufspürt, wenn diese in Not geraten und dann in Absprache mit der italienischen und der maltesischen Marine Erste Hilfe leistet. Dass Bedarf besteht, daran besteht kein Zweifel. Seit Jahresbeginn seien mindestens 1.889 Menschen bei ihrer Flucht übers Mittelmeer umgekommen, 1.600 allein seit Juni, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vergangene Woche mit. Im gesamten Jahr 2013 seien im Mittelmeer rund 600 Flüchtlinge umgekommen, 2012 etwa 500 sowie 2011 rund 1.500.

„Manche mögen uns für naiv oder idealistisch halten, aber was ist falsch daran, wenn dort Menschen in Gefahr sind?“

—  Zitat: Regina Catrambone über ihr Hilfsprojekt

Zehntausende konnten dank der italienischen Rettungsoperation "Mare Nostrum" gerettet werden, doch seit einiger Zeit stößt die im vergangenen Oktober gestartete Aktion nach Aussage Roms an ihre Grenzen.

"Manche mögen uns für naiv oder idealistisch halten, aber was ist falsch daran, wenn dort Menschen in Gefahr sind?" fragt die Katholikin Regina Catrambone. Den Fokus richte MOAS bei seinen Aktionen bewusst auf Kinder, ergänzt ihr Mann. "Unser Schwerpunkt sind die Kleinkinder, die sich ohne ihr Zutun auf einem unsicheren Boot wiederfinden. Wir denken, dass sie es verdient haben, gerettet zu werden. Sie mögen zurückgeschickt werden oder Problemen in Europa entgegen blicken, aber sie sind zumindest nicht auf See umgekommen."

Jedes gerettete Leben sei ein Erfolg

Einen ersten Erfolg konnte MOAS bereits an diesem Wochenende verbuchen, als die "Phoenix" unter Leitung der italienischen Marine nach eigenen Angaben bei gleich zwei Rettungsaktionen mehr als 300 Flüchtlinge rettete. Immer wieder wagen diese die gefährliche Überfahrt nach Europa, allein an den italienischen Küsten kamen in diesem Jahr bereits mehr als 100.000 Menschen an.

Obwohl erst vor wenigen Tagen gestartet, steht MOAS bereits in der Kritik und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, Flüchtlinge erst zu der lebensgefährlichen Reise zu ermutigen. Doch Catrambone erwidert darauf nur, dass die Menschen bereits vor mehr als zehn Jahren ungeachtet der Gefahren vor Konflikten und aus Verzweiflung die Überfahrt gewagt hätten. "Wir werden nicht jeden retten können, doch wenn wir nur einen Menschen vor dem Ertrinken retten, ist das schon ein Erfolg."

Von Herman Grech (dpa)