"Kuschen ist das falsche Signal"
"Aber auf Dauer dürfen wir uns in unserer freiheitlichen Demokratie nicht gefallen lassen, dass wir von islamistischen Terroristen unter Druck gesetzt werden. Kuschen ist da das falsche Signal", sagte Jaschke. Zudem sei islamistischer Terror auch immer antisemitisch motiviert, gab er auch mit Blick auf Dänemark zu bedenken. "Wenn Ministerpräsident Netanjahu die Juden in Europa jetzt aufruft, nach Israel auszuwandern, ist das eine sehr traurige Botschaft. Das dürfen wir nicht zulassen, denn die Juden gehören hier zu uns", hob der Hamburger Weihbischof hervor.
Nach dem Anschlag auf ein Kulturcafe und eine Synagoge in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen am Samstag wurde einen Tag danach auch der größte norddeutsche Karnevalszug in Braunschweig abgesagt. Nach Medienberichten lagen dem Staatsschutz Hinweise auf mögliche Terroranschläge vor. Die Entscheidung sei "absolut notwendig" gewesen, betonte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Oliver Malchow, in Berlin. Es stelle sich die Frage, so Malchow weiter, wie lange die Polizei den Fahndungsdruck und die Überwachung aufrechterhalten könne. "Wir laufen Gefahr, dass uns die Entwicklung überrollt." Die Terror-Bedrohung in Deutschland sei nicht mehr nur abstrakt.
Pistorius: An der Seite der überwältigenden Mehrheit friedliebender Muslime
Neben Weihbischof Jaschke bedauerten auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und der Braunschweiger evangelische Landesbischof Christoph Meyns die Absage des Braunschweiger Karnevalszugs. Dieser "massive Schritt" sei jedoch in Anbetracht der Gefährdungslage "absolut notwendig", sagte Pistorius. Es mache ihn tief betroffen, dass ein positives Großereignis offenbar Ziel verblendeter Terroristen habe werden sollen. Zugleich stehe er an der Seite der überwältigenden Mehrheit der friedliebenden Muslime. "Mehr denn je müssen wir zusammenstehen und gegen diejenigen vorgehen, die unser friedliches Zusammenleben nicht ertragen und es bekämpfen", so der Innenminister.
Landesbischof Meyns nannte es "zutiefst bedrückend", dass ein fröhliches Volksfest vor heimtückischen Anschlägen habe geschützt werden müssen. Dies treffe die deutsche Gesellschaft in ihren Vorstellungen von einem friedlichen Miteinander aller Menschen, unabhängig von Herkunft und Glauben. Der Bischof mahnte die Enttäuschten, die in Braunschweig fröhlich Karneval feiern wollten, zu Besonnenheit. "Wir dürfen uns nicht von einzelnen, ideologisch fehlgeleiteten Terroristen in die gesellschaftliche Konfrontation führen lassen", sagte Meyns. Es gelte, weiter für ein vertrauensvolles Miteinander der Religionen und Kulturen einzutreten. Antiislamische Ressentiments oder fremdenfeindliche Hetze seien fehl am Platze.
Mazyek: "Hässliche Saat" von Extremisten nicht aufgehen lassen
Nach Worten des CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn ist mit der Absage des Karnevalszugs "eine neue Qualität" erreicht. "Islamistischer Terror beginnt unseren Alltag zu verändern", schrieb Spahn am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. "Das darf nicht passieren."
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, appellierte an die Gesellschaft, die "hässliche Saat" von Extremisten nicht aufgehen zu lassen. Deren Ziel sei es, "dass die Bevölkerung eines fröhlichen Straßenfestes beraubt wird und dass sie die Schuld den Muslimen im Kollektiv gibt", sagte Mayzek der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. Die Konsequenz sei eine Zunahme an islamfeindlichen Ressentiments und eine Spaltung der Gesellschaft. (bod/KNA)