Zu viel der Worte

Veröffentlicht am 27.11.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN
Medien

Bonn/Mainz ‐ Der wegen seiner Kontakte zu dem extremistischen Internetportal kreuz.net in die Schlagzeilen geratene katholische Pfarrer Hendrick Jolie aus dem Bistum Mainz hat entgegen früherer Darstellungen der Website eigene Texte geliefert. Das teilte das Bistum Mainz am Dienstag in einer Pressemitteilung mit.

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Bisher war nur von einem "leichtfertigen Umgang" des Priesters mit dem Portal die Rede gewesen. Nach Angaben des Bistums betrafen die Texte "kirchenpolitische Sachverhalte und Urteile" und auch Urteile "über kirchliche Personen".

Jolie bittet um Entschuldigung

Die Diözese distanzierte sich ausdrücklich von den Kontakten des Priesters zu der Homepage. Sie hätten "inakzeptable Verletzungen einer Reihe von Menschen“ mit sich gebracht, so das Bistum. Sie seien eines Priester unwürdig und hätten auch die Kirche beschädigt.

Am Freitag der vergangenen Woche hatten sich Vertreter der Diözese mit Jolie zu einem klärenden Gespräch bezüglich der Verbindungen des Pfarrers zu der Internetplattform getroffen. Darin seien die neuen Informationen zum Vorschein gekommen heißt es in der Erklärung. Im Anschluss habe sich Jolie in einen Brief an den Mainzer Bischof Kardinal Lehmann gewandt und sich für sein "unkluges und unüberlegtes Handeln" entschuldigt. Weiter schreibt Jolie nach Angaben des Bistums in dem Brief, dass er Wege der Meinungsäußerung gesucht habe, die im Widerspruch zum christlichen Glauben stünden. Kardinal Lehmann nahm die Entschuldigung und dessen Bereitschaft zur "selbstkritischen Umkehr" an.

Nach Angaben von Bistumssprecher Tobias Blum hat der Pfarrer keine dienstrechlichen Konsequenzen zu erwarten. Weitere Gespräche mit dem Priester seien derzeit nicht geplant. Wie der Pressemitteilung des Bistums zu entnehmen ist, will Jolie die "Bereiche seiner öffentlichen Wirksamkeit überdenken" und aus den Geschehnissen Konsequenzen ziehen.

Bischofskonferenz hat sich distanziert

Das Portal kreuz.net besteht seit 2004. Die Betreiber bezeichnen sich als "Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Deutschland und Übersee, die hauptamtlich im kirchlichen Dienst tätig sind". Die Website verbreitet Hetze gegen Protestanten und Homosexuelle, aber auch gegen katholische Bischöfe und Laien, die dem liberalen Denken nahestehen.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat sich wiederholt von der Website distanziert . In einem Brief an den Grünen-Politiker Volker Beck, der das Portal scharf kritisiert hatte, schrieb ihr Sekretär Pater Hans Langendörfer vor wenigen Wochen: "Es muss unser gemeinsames Ziel sein, diesem Portal ein rasches Ende zu bereiten." Auch die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen kreuz.net. Es steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Rechtliche Schritte in Deutschland einzuleiten ist erschwert, da im Impressum eine Adresse in den USA angeben ist. Die Anbieter konnten bisher nicht ermittelt werden. (gho)