Bischof Ackermann sichert Fortgang der Missbrauchsstudie verbindlich zu

Fortsetzung des Projektes

Veröffentlicht am 12.01.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauchsstudie

Berlin ‐ Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hat eine neue Studie zur Erforschung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche angekündigt. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag) schränkte Ackermann jedoch ein, er könne nicht sagen, ob alle Bistümer eine solche Studie mittragen werden.

  • Teilen:

Die wissenschaftliche Validität der Studie sei dadurch nicht gefährdet. "Selbst wenn der eine oder andere Bischof absagen sollte, stünde die Studie immer noch auf einer empirisch belastbaren Basis", erklärte Ackermann. Der Bischof verwies auf eine ähnliche Studie in den USA, an der sich nicht alle dortigen Bistümer beteiligt hätten. Dies habe der Repräsentativität aber keinen Abbruch getan.

Die Bischöfe hatten am Mittwoch ihre Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer, der mit der Missbrauchsstudie beauftragt worden war, wegen "massiven Vertrauensverlusts" aufgekündigt. Man hatte sich nicht über Untersuchungsmethoden und Datenschutz einigen können. Zugleich sicherten die Bischofe zu, einen neuen Partner zu suchen und die wissenschaftliche Erforschung der Missbrauchsfälle fortzusetzen.

Erste Bewerbungen für Studienfortgang eingegangen

Ackermann legte sich nicht auf einen Zeitplan für die Fortsetzung des Projektes fest. Er räumte ein, nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals vor drei Jahren sei die Kooperation mit Pfeiffer vielleicht übereilt zustande gekommen. Wichtige Details, die später Konfliktpotential geboten hätten, seien nicht geklärt worden. "Diesmal wollen wir uns etwas mehr Ruhe nehmen", sagte er. "Wir wollen in ruhiger Sachlichkeit die Konditionen entsprechend verhandeln." Zugleich betonte er, es hätten sich bei der Bischofskonferenz bereits Kriminologen gemeldet, die das Projekt fortsetzen wollten.

Player wird geladen ...
Video: © S. Schortemeyer und P. Philipp

Die Studie zum Missbrauchsskandal werde in jedem Fall mit neuem Partner weitergeführt, so die Bischofskonferenz zur Kündigung des Vertrags mit dem Kriminologen Pfeiffer.

Pfeiffer hatte den Bistümern auch vorgeworfen, Akten vernichtet zu haben. Die Bischofskonferenz hatte diesen Vorwurf zurückgewiesen. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet in seiner neuen Ausgabe, es gebe keinen Anhaltspunkt für eine Aktenvernichtung und zitiert dazu ein Schreiben des Rechtsanwalts der Bischofskonferenz vom 26. Oktober, in dem dieser Pfeiffer bittet, die beschuldigten Bistümer zu nennen. Pfeiffer hatte nach Angaben des Magazins geantwortet, dabei nicht behilflich sein zu können.

Weitere Reaktionen

Auch Kardinal Reinhard Marx hat sich zu der Missbrauchsstudie zu Wort gemeldet. Der Münchner Erzbischof hat den Zensurvorwurf des Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer im Zusammenhang mit der geplatzten Studie über Missbrauch durch Priester zurückgewiesen.

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann will sich weiterhin für die Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche einsetzen. Insbesondere das Bistum Mainz wolle alle Fälle offenlegen. "Wir haben nichts zu verbergen", sagte Lehmann am Samstag beim Neujahrsempfang in Mainz.

Die Bischöfe haben derweil rechtliche Schritte gegen Pfeiffer eingeleitet.(gam)