Alles ist bereit
Zu Beginn des Tages unternimmt Franziskus erstmals eine Fahrt mit dem Papamobil. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag mitteilte, fährt "Papa Francesco" vor Beginn der Zeremonie eine halbe Stunde mit dem Gefährt über den Petersplatz. Damit möglichst viele Menschen dabei sein können, sind die Eingänge zum Petersplatz bereits drei Stunden vor Beginn der feierlichen Zeremonie um 9.30 Uhr geöffnet.
Fischerring und Pallium
Zu deren Auftakt begibt sich der Papst mit den zehn Oberhäuptern der katholischen Ostkirchen zum Petrusgrab im Petersdom, wo der Fischerring und das Pallium - eine weiße Wollstola mit roten Kreuzen - bereit liegen. Diakone tragen diese Zeichen der Amtswürde anschließend in einer Prozession zum Altar vor der Basilika. Dort werden sie dem Papst feierlich überreicht. Kardinaldekan Angelo Sodano steckt Franziskus den Fischerring an.
Das vergoldete Silberschmuckstück zeigt eine Abbildung des Apostels Petrus mit den beiden Schlüsseln. Das Pallium hat nach Angaben von Lombardi das gleiche Aussehen wie der auch Überhang von Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. Es wird dem Papst von Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran auf die Schulter gelegt, der am vergangenen Mittwoch mit den Worten "Habemus Papam" das Ende des Konklave verkündet hatte.
Nach seiner offiziellen Amtseinführung feiert Franziskus mit den versammelten Gläubigen einen Gottesdienst. Dieser folgt nach Angaben von Vatikansprecher Lombardi der normalen Tagesliturgie. Am 19. März begeht die Kirche das Fest des Heiligen Josef . Dass die Amtseinführung an diesem Termin stattfindet, gilt auch als Würdigung des emeritierten Papstes Benedikt XVI., der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger heißt.
Angela Merkel, Joe Biden und Prinz Charles
Zu den deutschen Staatsgästen, die die Messe verfolgen, zählen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesratspräsident Winfried Kretschmann. Aus den USA wird Vizepräsident Joe Biden erwartet. Neben den Staatschefs haben auch Vertreter von Königshäusern ihr Kommen angekündigt, so etwa Prinz Charles aus Großbritannien. Erstmals seit fast 1.000 Jahren nimmt wieder der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, an der Amtseinführung eines Papstes teil. Das Amt hat seit 1991 Bartholomaios I. inne. Die Teilnahme gilt als Ausdruck der Annäherung zwischen dem Vatikan und der Orthodoxie, die unter Benedikt XVI. weiter vorangegangen war.
Aus dem Heimatland des früheren Kardinals von Buenos Aires werden außer Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner wohl auch viele Pilger kommen – dabei hatte Franziskus persönlich noch versucht, das zu verhindern: Weil die Anreise lang und teuer sei, bat er seine Landsleute nach Angaben von Frederico Lombardi darum, lieber zu Hause zu bleiben und das eingesparte Geld zu spenden. Daheimgebliebene Argentinier müssen nicht ganz auf das Ereignis verzichten: Die Amtseinführung wird vielerorts auf Großleinwänden übertragen.
Lombardi: "Der Papst liebt eine gewisse Spontaneität."
Dass die Inauguration morgen der Auftakt eines erfolgreichen Pontifikats sein wird, davon sind in Deutschland übrigens viele Menschen überzeugt. Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der "Bild am Sonntag" sind 79 Prozent der Katholiken und 69 Prozent der Gesamtbevölkerung der Ansicht, dass Franziskus ein guter Papst sein wird.
Die Zeremonie am Dienstag ist jedenfalls perfekt geplant. Vielleicht kommt aber alles auch noch ein bisschen anders. Sei es der neue, schlichte Kleidungsstil oder das spontane Bad in der Menge nach der Messe am Sonntag: Der Neue hat schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit für Überraschungen gesorgt und das vatikanische Protokoll gehörig durcheinander gewirbelt. Wohl deswegen kündigte Vatikansprecher Lombardi am Montag vor Journalisten zwar an, Franziskus werde die Predigt auf Italienisch halten, warnte aber zugleich scherzhaft: "Der Papst liebt eine gewisse Spontaneität." Seien wir gespannt. (mit Material von KNA und dpa)
Von Gabriele Höfling