Theologe: Nicht geeignete Bewerber für Priesteramt ablehnen

Mehr Mut zum "Nein"

Veröffentlicht am 02.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller ist Leiter des Recollectio-Hauses in der Abtei Münsterschwarzach.
Bild: © KNA
Rechtsextremismus

Würzburg ‐ Nach Ansicht des Theologen und Psychotherapeuten Wunibald Müller sollten Verantwortliche in Priesterseminaren mehr Mut haben, ungeeignete Kandidaten abzulehnen. Oft sei aber der Druck eines Vorgesetzten, wie etwa eines Bischofs da, einen Bewerber doch zuzulassen, sagte Müller, Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach, am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

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"Manchmal hat man den Eindruck, dass man da inzwischen wieder etwas nachlässiger geworden ist. Und diese Nachlässigkeit rächt sich jetzt."

Die rechtsextremen Vorfälle im Würzburger Priesterseminar sieht Müller dennoch als Ausnahme an. Auch wenn in den vergangenen Jahren die Tendenz zugenommen habe, dass eher Konservative im Priesterseminar Zuflucht suchten, könnten diese Männer nicht der rechtsradikalen Szene zugeordnet werden. Die Verantwortlichen müssten sich allerdings die Frage stellen, ob man nicht an einer bestimmten Stelle blind gewesen sei. "Wären es zum Beispiel links orientierte Menschen gewesen, wäre man da nicht schneller bereit gewesen, denen zu sagen, dass sie hier nichts zu suchen haben?", fragte Müller.

„Manchmal hat man den Eindruck, dass man da inzwischen wieder etwas nachlässiger geworden ist. Und diese Nachlässigkeit rächt sich jetzt.“

—  Zitat: Wunibald Müller

Der Theologe riet dazu, künftig bei der Auswahl von Priesteramtskandidaten genauer hinzuschauen: "Sind sie kommunikationsfähig? Sind sie mit einer geerdeten Spiritualität ausgestattet? Haben sie sich wirklich mit ihrer Sexualität auseinandergesetzt?" Sollten in der Konsequenz vorerst keine Kandidaten aufgenommen werden können, rät Müller dazu, die Lage spirituell zu betrachten: "Was möchte uns Gott damit sagen, dass es offensichtlich im Moment keine Männer gibt, die geeignet sind für das Priesteramt?" Seiner Ansicht nach könnte dies zu weiteren Überlegungen führen, etwa Männer, die heiraten wollten, oder Frauen für das Amt zuzulassen. (KNA)