Gedenktag 3. November

Einen Jägermeister auf den heiligen Hubertus!

Veröffentlicht am 03.11.2019 um 00:01 Uhr – Von Margret Nußbaum – Lesedauer: 

Bonn ‐ Schützenbruderschaften lieben ihn. Protestanten imponiert er trotz ihrer Heiligen-Skepsis. Und einem weltbekannten Kräuterlikör verhalf er zum Logo: Hubertus, der Patron der Jäger.

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Seine Heiligen-Legende zählt wohl zu den berühmtesten überhaupt: Der zunächst noch ganz und gar nicht heilige Hubertus geht am Karfreitag auf die Jagd, erblickt einen wohlgebauten Hirsch, legt seine Armbrust an, da bleibt das Tier plötzlich stehen, dreht sich um und zwischen seinem Geweih erscheint ein strahlendes Kreuz. "Hubertus, ich erlöse dich und dennoch verfolgst du mich", ertönt eine Stimme. Daraufhin wirft Hubertus seine Waffe weg, bricht mit seinem alten Lotterleben und wird ein Heiliger.

Die Popularität dieser Legende konnte zwar nicht verhindern, dass der heilige Hubertus als Namenspatron schon seit längerem aus der Mode gekommen ist: In deutschen Kindergärten trifft man heute kaum noch auf einen Hubertus, von einer Huberta ganz zu schweigen.

Doch, wenn es um die Mobilisierung der Massen und die Pflege des Brauchtums geht, spielt Hubertus hierzulande auch heute noch in der Spitzenliga der Heiligen: Mehr als 80.000 Mitglieder zählen allein die Sankt-Hubertus-Schützenbruderschaften in Deutschland, schätzt der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Mehr Mitglieder vereinen unter dem Namen eines Heiligen nur die Sankt-Sebastianus-Schützen, das Kolpingwerk und die Sankt-Georgs-Pfadfinder; der Cäcilien-Verband als Dachverband der katholischen Kirchenchöre wird nicht mitgezählt, weil die Chöre in der Regel nach dem Patron ihrer Pfarrei benannt sind. Vor allem im Rheinland, in Westfalen, den Benelux-Ländern und Nordfrankreich ist der heilige Hubertus populär.

Brauchtum bis heute präsent

Als Patron der Jäger ist er zudem einer der Heiligen, deren Brauchtum heute am präsentesten ist. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen, wie Journalisten und Rechtsanwälten, deren Angehörige ihren jeweiligen Patron – Franz von Sales und Nikolaus von Myra – und in der Regel kaum kennen, halten die Jäger ihren heiligen Hubertus auch heute noch in Ehren. Am Hubertustag und im gesamten November werden in zahlreichen Kirchen Hubertusmessen gefeiert. Bekannt sind sie vor allem wegen der Parforcehörner, die diese Gottesdienste musikalisch gestalten.

Gedenktag: 3. November

Patron der Jäger, Förster, Waldarbeiter und Schützenvereine

In ihrer heutigen Form stammt die Hubertusmesse aus Frankreich und Belgien, wo sie im 19. Jahrhundert entstand. Ihre Ursprünge reichen jedoch bis ins Mittelalter zurück. Bis heute noch erhalten hat sich auch der Brauch, zu Beginn einer Hubertusmesse Kandidaten nach einer dreijährigen Lehrzeit mit einem Backenstreich in den Kreis der Jäger aufzunehmen, dem sogenannten Jägerschlag.

Der Kult des heiligen Hubertus ist jedoch nicht von Anfang an mit der Jagd verbunden. Die Legende vom Hirsch mit dem Kreuz wird erst rund 700 Jahre nach dem Tod des historischen Hubertus allgemein mit ihm verbunden.

Der historische Hubertus

Als historische Person verbirgt sich hinter dem heiligen Hubertus ein Bischof von Maastricht und Lüttich aus dem 8. Jahrhundert. Dessen gesicherter Lebensweg klingt zunächst wenig spektakulär: Hubertus von Lüttich, der möglicherweise 655 in Toulouse geboren wurde, lebte zunächst als Pfalzgraf am Hof von Theoderich III. in Paris, später am Hof des fränkischen Herrschers Pippin des Mittleren in Metz, mit dem er wahrscheinlich verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau ging Hubertus zunächst als Einsiedler in die Ardennen. Im Jahr 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht, elf Jahre später verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich; 727 starb er.

Sankt-Hubertus-Tag wurde schon bald der 3. November, weil die Reliquien am 3. November 743 erhoben wurden. Im Jahr 825 wurden sie nach Andagium überführt, das heutige Saint-Hubert in den Ardennen. Seit der Französischen Revolution sind die Reliquien verschwunden.

Vom Jagen war in den ersten Lebensbeschreibungen des Heiligen zunächst keine Rede. Auch wenn gut vorstellbar ist, dass Hubertus als Adeliger am fränkischen Königshof dieser in seinen Kreisen damals beliebten Freizeitbeschäftigung nachging. Erst im 11. Jahrhundert wurde die Bekehrung durch den Hirsch erstmals mit Hubertus verbunden. Um 1400 wurde das Motiv vom Hirsch mit dem Kreuz in Frankreich und Deutschland zum Allgemeingut der Hubertus-Verehrung. Dabei handelt es sich jedoch um eine offensichtliche Anleihe aus der Lebensbeschreibung eines anderen Heiligen, des heiligen Eustachius, einem Märtyrer aus dem 2. Jahrhundert.

Hubertus
Bild: ©KNA

Der Ausschnitt des Gemäldes "Messe des heiligen Hubertus" des Meisters von Werden von 1485 (in der National Gallery in London) zeigt die Bischofsweihe des heiligen Hubertus, bei der ihm ein Engel von oben eine Stola reicht.

Doch dieser Legenden-Klau hat dem Siegeszug des heiligen Hubertus keinen Abbruch getan: Sein Weg zum Heiligen der Jäger und der Jagd war geebnet. Dabei half auch, dass das französische Königshaus Hubertus in die Reihe seine Vorfahren einbaute. Forscher vermuten, dass König Karl VIII. von Frankreich Hubertus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum Patron der Jagd gemacht haben könnte.

Hubertus imponiert selbst Protestanten, die sonst eigentlich nicht viel mit Heiligen anfangen können. Man könnte ihn mit einigem Recht auch als einen ökumenischen Heiligen bezeichnen: Denn für den Hubertustag gibt es eine eigene evangelische Liturgie, zudem gibt es auch eine Vorlage für einen ökumenischen Gottesdienst am Hubertustag.

Weltweit geschätzter Kräuterlikör

Christliche Tierschützer können hingegen weniger mit dem heiligen Hubertus anfangen – zumindest in seiner Eigenschaft als Patron der Jäger. Sie werfen den Jägern vor, sie reklamierten Hubertus zu Unrecht für sich: Der eigentliche Sinn der Hubertus-Legende sei doch der, dass der Mensch nicht Jäger, sondern Freund und Beschützer der Tiere sein soll, argumentieren die Tierschützer. Schließlich verschone Hubertus den Hirsch mit dem Kreuz. Die Kirche kritisieren sie dafür, dass sie mit den Hubertusmessen ihren Segen zum Töten von Tieren gebe.

Nicht nur Jäger und Tierschützer reklamieren den heiligen Hubertus für sich: Der erfolgreichste Werber für die Hubertus-Legende im nichtkatholischen Milieu und auf internationalem Parkett ist weder Jäger noch Tierschützer oder eine Schützenbruderschaft. Dieser Titel gebührt einem Spirituosenhersteller aus dem niedersächsischen Wolfenbüttel. Er machte den Hirsch mit dem Kreuz im Geweih zum Markenzeichen eines weltweit geschätzten Kräuterlikörs mit 35 Prozent Alkohol. Heutige Erscheinungen eines Hirschs mit Kreuz im Geweih, führen Mediziner daher zumeist auf einen übermäßigen Konsum dieses Getränks zurück. Wenn man der Überlieferung Glauben schenkt, dürfte der heilige Hubertus diesen Zustand wohl nicht mehr gekannt haben, seit er auf den Hirsch mit dem Kreuz im Geweih traf.

Von Thomas Jansen

Dieser Text wurde ursprünglich am 3. November 2017 veröffentlicht.