Maximilian Kolbe: Nächstenliebe bis in den Tod
Auschwitz, im Sommer 1941: Weil einem Häftling die Flucht gelungen war, befahl Lagerleiter Karl Fritzsch, dass zehn Mithäftlinge für ihn sterben sollten. Als Franciszek Gajowniczek aufgerufen wurde, brach er im Gedenken an seine Familie in laute Klagen aus. Darauf meldete sich Pater Maximilian Kolbe, um für ihn in den Tod zu gehen. Fast drei Wochen trotzte er im Todesbunker nicht nur den Qualen, sondern er spendete sogar seinen Leidensgenossen noch Trost und Hoffnung. Weil den Nazis sein Sterben nicht schnell genug ging, töteten sie den Geistlichen am 14. August 1941 mit einer Phenolspritze.
Maximilian Kolbe: Gründer der "Miliz der Unbefleckten"
Kolbe wurde am 8. Januar 1894 im polnischen Zduńska Wola bei Lodz geboren. Nach seiner Ausbildung beschloss er, in den Franziskanerorden einzutreten. Dabei gab er seinen Taufnamen Raimund zugunsten des Ordensnamens Maximilian Maria auf. Während eines Studienaufenthalts in Rom gründete er die "Miliz der Unbefleckten". Sie bestimmte er als eine Art marianische Kampftruppe für die Auseinandersetzung mit den Freimaurern, die damals in Kirchenkreisen als die Verkörperung des Unglaubens schlechthin galten.
Als Kolbe nach Promotion und Priesterweihe nach Polen zurückkehrte, engagierte er sich weiter bei der Marienvereinigung. Zur Unterstützung gründete er 1920 die Zeitschrift "Rycerz Niepokalanej" (Ritter der Unbefleckten). Das Zentrum seiner publizistischen Aktivitäten wurde die Klosterstadt Niepokalanów, Stadt der Unbefleckten, in der Nähe von Warschau.
Missionsreise, Rückkehr und Krieg
Zwischen 1931 und 1936 versuchte der Franziskaner Kolbe, die Japaner für seine Mariologie zu gewinnen. Er gründete in Japan ein Kloster und eine Zeitschrift, war aber nicht so erfolgreich wie in Polen. 1936 kehrte er in die Klosterstadt Niepokalanów zurück. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, musste er seine publizistischen Aktivitäten einstellen. Später wurde das Kloster sogar vorübergehend aufgelöst und die Ordensleute in Haft genommen. Nachdem sie dorthin zurückkehren durften, machten sie ihr Kloster zum Zufluchtsort für viele von den Nazis verfolgte Menschen. Am 17. Februar 1941 nahm die Gestapo Kolbe mit einigen Mitbrüdern erneut in Haft. Drei Monate später wurde er nach Auschwitz gebracht.
Franczisek Gajowniczek, der statt Kolbe überlebte, war ein langes Leben beschert. Er starb 1995 im Alter von 93 Jahren. Der polnische Katholik bekannte immer wieder, dass er nach dem Opfertod seines Mithäftlings Schuldgefühle hatte. Nicht zuletzt deshalb fühlte er sich verpflichtet, nach seiner Befreiung das Martyrium Kolbes in der Welt bekannt zu machen. Schon bald nach Kolbes Tod verehrten die Polen ihn als Märtyrer. Die polnischen Bischöfe, an ihrer Spitze der spätere Papst Johannes Paul II., und die deutschen Bischöfe setzten sich für seine Heiligsprechung ein.
1947 eröffnete der Heilige Stuhl den Informationsprozess für die Seligsprechung; am 16. Oktober 1971 wurde Kolbe von Papst Paul VI. selig gesprochen. Kardinal Julius Döpfner, damals Erzbischof von München und Freising, sagte dazu: "Pater Kolbe ist ein Märtyrer der Versöhnung. Er treibt uns, von unseren polnischen Brüdern Vergebung für alles Böse zu erbitten, was sie durch Deutsche erleiden mussten, und allem Geist des Aufrechnens zu entsagen." Am 10. Oktober 1982 wurde Kolbe von Johannes Paul II. heiliggesprochen. Heute ist der Franziskanerpater die Symbolfigur für die deutsch-polnische Aussöhnung. 1973 gründeten das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und 13 weitere katholische Verbände das Maximilian-Kolbe-Werk, das humanitäre Hilfe für die Überlebenden des Holocaust leistet und Begegnungen von Schülern und Zeitzeugen ermöglicht.