Gedenktag: 30. Januar

Maria Ward: Vorreiterin für Frauenrechte

Veröffentlicht am 30.01.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Weltweit tragen Schulen ihren Namen. Maria Ward setzte sich Zeit ihres Lebens dafür ein, Mädchen die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen wie Jungen. Das kam nicht überall gut an.

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Geboren wurde Maria Ward im Jahr 1585 im englischen Mulwith/Yorkshire. Ihre katholische Großmutter gab der kleinen Mary ein gutes Rüstzeug an Bildung mit auf den Weg. Katholiken wurden damals unter Königin Elizabeth I. gnadenlos verfolgt, zahlreiche Priester hingerichtet. Die Teilnahme an katholischen Messen stand unter Strafe. Die Menschen in der englischen Grafschaft Yorkshire versprachen sich viel von Edvard Neville, einem großen Hoffnungsträger der Katholischen Partei. Marias Eltern hätten ihn gern als künftigen Ehemann ihrer Tochter gesehen. Doch diese durchkreuzte deren Pläne. Sie wollte selbstbestimmt leben. Von einer Verwandten hatte sie einiges über Klostergemeinschaften erfahren. Der Gedanke, sich selber einer solchen anzuschließen, ließ Maria Ward von da an nicht mehr los – sehr zum Leidwesen ihrer Eltern.

Harte Arbeit im Kloster

Mittlerweile war das Leben für Katholiken in England immer gefährlicher geworden. Nach dem sogenannten GunpowderPlot (Pulververschwörung), bei der radikale Katholiken im Herbst 1605 das Parlament sprengen wollten, kam es zu einer erneuten Verfolgungswelle. Die damals 21-jährige Maria Ward konnte England unerkannt verlassen und nach Flandern, dem heutigen Belgien, fliehen. In Saint-Omer schloss sie sich dem Orden der Klarissen an. Dort musste sie hart arbeiten und für den Lebensunterhalt der Schwestern betteln. Eine Aufgabe, der sie körperlich und seelisch auf Dauer nicht gewachsen war. Mit Hilfe eines Geistlichen verließ Maria Ward die Gemeinschaft und gründete in Flandern ein eigenes Klarissenkloster. Zwischendurch fuhr sie immer wieder in ihre Heimat zurück und betrieb dort Seelsorge. Sie vermittelte heimlich Treffen zwischen gläubigen Katholiken und katholischen Priestern. Stets musste sie fürchten, entdeckt und verhaftet zu werden. Schnell fand die charismatische Maria Ward in England gleichgesinnte Frauen und katholische Mädchen, die sich ihr anschlossen. Gemeinsam gingen sie nach Saint-Omer, wo Maria Ward im Jahr 1610 eine Schule gründete – das "Institut der Englischen Fräulein". Die Frauengemeinschaft unterrichtete Mädchen in allen möglichen Wissensbereichen und unterwies sie in Hand- und Hausarbeit.

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Video: © katholisch1.tv

Sie wollte "Gott in allen Dingen suchen". Die Engländerin Maria Ward gründete Anfang des 17. Jahrhunderts den weiblichen Parallelorden der Jesuiten.

Maria Ward befasste sich ausgiebig mit dem Gedankengut des Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens. Dieser setzte auf Bildung der Jugend – als Bollwerk gegen den zunehmenden Protestantismus. Maria war von seinen Ideen so begeistert, dass auch sie sich für die Ordensregel der Jesuiten entschied. Mit ihrer Lebensweise erregten Ward und ihre Gleichgesinnten Aufsehen und zuweilen auch Ärgernis. Frauen, die außerhalb ihrer Klausur die Ordenstracht ablegten und seelsorglichen Aufgaben nachgingen: So etwas hatte es in der katholischen Kirche noch nie gegeben. Doch Maria ließ sich nicht beirren und gründete weitere Schulen in Lüttich, Köln und Trier. Auch nach England reiste sie weiterhin immer wieder heimlich und konnte dort neue Gefährtinnen für ihre segensreiche Arbeit gewinnen. Eine gefährliche Mission, denn die Anglikaner verfolgten Ward. Einige Male wurde sie sogar in den Kerker geworfen und entging nur durch Vermittlung einflussreicher Verwandter dem Tod.

Der Klerus hatte Vorbehalte

Im Herbst 1621 machte sich Maria auf den Weg nach Rom. Sie wollte sich vom Papst offiziell die Ordensregel der Jesuiten für ihre Frauengemeinschaft bestätigen lassen. Doch die Vorbehalte des Klerus waren groß. Dennoch gelang es Maria Ward, auch in Italien Mädchenschulen zu gründen. Allerdings waren sie und ihre Gefährtinnen in Rom nicht gut gelitten. Der Klerus konnte und wollte sich nicht damit abfinden, dass die "Englischen Fräulein" die allgemeingültigen Vorschriften über die Klausur boykottieren wollten. Auch nicht, dass sie als Frauen nach der Ordensregel der Jesuiten leben wollten. Und "last but not least" mokierten sich die Geistlichen über Marias Bildungsauftrag für das weibliche Geschlecht. Das passte absolut nicht ins damalige Frauenbild. Deshalb beschloss der Klerus die Schließung der Mädchenschulen in Italien. Unter dem Schutz von Kurfürst Maximilian I. durften Maria Ward und ihre Gefährtinnen in München ein Kloster bauen und dort eine Bildungsanstalt für Mädchen einrichten. Auch in Wien war man Maria wohlgesonnen. Kaiser Ferdinand II. machte die Eröffnung einer Mädchenschule möglich. Diese zählte bald schon über 400 Schülerinnen.

maria ward
Bild: ©KNA

Die Gründung des Jesuitenordens: Ignatius von Loyola (kniend in der Mitte) und seine Gefährten legen am 15. August 1534 ihre Gelübde ab. Peter Faber (rechts), damals noch der einzige Priester aus dem Kreis, reicht ihnen die Kommunion.

Der Kaiser hatte jedoch die Rechnung ohne den Klerus gemacht. Die Klage des Wiener Kardinals über das eigenmächtige Handeln Marias und ihrer Gefährtinnen erreichte sehr bald Rom. Papst Urban VIII. ließ per Dekret alle Niederlassungen der Englischen Fräulein schließen. Erneut reiste Maria Ward nach Rom, um dort für ihre gute Sache zu werben. Doch vergeblich: Weitere Schulen wurden geschlossen. Zurück in Bayern ein erneuter Schock: Maria musste erfahren, dass auch dort ihre Schulen vor dem Aus standen. Im Februar 1631 wurde sie verhaftet und im Angerkloster eingekerkert. Einige Wochen später dann die Freilassung – und später ein erneuter Schock: Urban VIII. verbot im Mai 1631 die Gemeinschaft der Englischen Fräulein.

Maria-Ward-Schwestern heute weltweit

Am 30. Januar 1645 starb Maria Ward in ihrer englischen Heimat. Eine Rehabilitation erfuhr sie 58 Jahre nach ihrem Tod. Denn erst 1703 erkannte der Vatikan ihre Gemeinschaft offiziell an. Papst Pius X. bezeichnete im Jahr 1909 Maria Ward erstmals als Gründerin des "Ordens der Englischen Fräulein". 2009 wurde ihr von Papst Benedikt XVI. der Ehrentitel ehrwürdige Dienerin Gottes zuerkannt, eine wichtige Etappe im Seligsprechungsprozess.

Heute wirken Maria-Ward-Schwestern weltweit. In Irland und Nordamerika werden sie Loretto-Schwestern genannt. Der römische Zweig in Mitteleuropa nennt sich seit dem 30. Januar 2004 Congregatio Jesu (CJ) und fühlt sich der Societas Jesu, dem Jesuitenorden, sehr verbunden. Nicht zuletzt, da sie die Regel der Jesuiten in angepasster Form übernommen haben. Am 1. Januar 2005 vereinigten sich die Provinzen Augsburg, Bamberg, Mainz, München, Österreich, Passau, Südtirol und Würzburg zur mitteleuropäischen Provinz. Junge Menschen im christlichen Geist zu selbstbewussten Persönlichkeiten für die Welt von heute zu erziehen, ist eines der wichtigsten Ziele, das sich Maria-Ward-Schulen weltweit auf die Fahnen geschrieben haben.

Von Margret Nußbaum

Aktualisiert am 30. Januar 2020.