1, 2, 3 im Sauseschritt - für den Glauben
Frage: Herr Jöcker, Sie haben über 300 religiöse Kinderlieder geschrieben. Woher kommt diese tiefe Verbindung zum Glauben?
Komponist Detlev Jöcker: Das ist bei mir über die Jahre gewachsen. Ich bin in einer Familie groß geworden, um es mal umgangssprachlich auszudrücken, die „mit Kirche nicht so viel am Hut hatte“. Als 22 Jahre alter Musiker lernte ich Peter Janssens kennen, Komponist vieler bekannter neuer geistlicher-Lieder und habe in seiner Gruppe gespielt. Da hatte ich mit Menschen Kontakt, die in der Nachfolge von Christus Gutes getan haben, und wo so das Prinzip der Nächstenliebe auch wirklich spürbar war. Diese Begegnungen haben mich begeistert und geprägt. Durch diese persönlichen und positiven Gebetserfahrungen haben sich in mir Quellen zum Glauben geöffnet.
Frage: Warum haben Sie sich dazu entschieden, religiöse Kinderlieder zu schreiben?
Jöcker: Ich habe die ersten Kinderlieder für meinen Erstgeborenen Sohn geschrieben. Das waren Lieder, die mir etwa beim Wickeln oder beim ins Bett bringen von Daniel einfielen. Aber das Gebet hat damals auch schon zu meinem Leben gehört. Das wollte ich auch an meine Kinder so weitergeben. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Musik viel tiefer dringt als die Sprache. Sie berührt die Seele eines Menschen und eines Kindes noch einmal in einer besonderen Weise. So wurde mir sehr schnell klar, dass ich Gebete nicht nur sprechen will, sondern dass ich sie auch in Musikform fasse, damit sie ohne Umwege direkt in das Herz von Kindern gelangen.
Frage: Ihr neues Album „Vaterunser Hits“ erscheint am 17. März. Woher kommen Ihre Inspiration und Lust, selbst nach 40 Jahren im Musikgeschäft, immer noch neue Kinderlieder zu schreiben?
Jöcker: Es ist auch ein Geschenk für Gott, dem ich unendlich dankbar bin, dass er mir das Talent geschenkt hat, Lieder zu schreiben, die ohne Umwege, direkt in die Ohren, Beine, Hände und Herzen von Kindern gehen. Durch dieses Talent spüre ich bis heute auch mein inneres Kind. Das ist sicherlich auch ein Grund, dafür, warum ich den Kindern mit meinen Liedern so nahe bin. Ich gehe immer noch mit offenen Augen, Ohren und Herz durch die Kinderwelt und bekomme auch als Großvater immer noch neue Ideen zu Liedern und Themen. Vor allem wenn ich auf der Bühne stehe und die Begeisterung sehe, die Kinder haben, inspiriert mich das immer wieder.
Frage: Haben Sie ein Lieblingslied auf diesem Album?
Jöcker: Auf jeden Fall die Neuvertonung des Vaterunsers. Es war aber nicht leicht, dieses Lied zu schreiben. Das wichtigste Gebet der Christen in Töne zu fassen, war kein Kinderspiel und forderte den Komponisten aber auch den Christenmenschen in mir. Zunächst hatte ich mir überlegt, wie Gläubige das Vaterunser beten. Sollte ich dieses Lied also in dem Sprechrhythmus des Gebetes komponieren? Aber dann wurde mir klar, dass Kinder und junge Eltern diesen Text und die Melodie singen sollten. Also musste ich den Rhythmus und die Melodie des Liedes einfacher halten. Hinzu kam, dass das Vaterunser nicht in einer Reimform geschrieben ist, so wie bei fast allen Texten für Kinderlieder. Für mich als Komponist war das eine besondere Herausforderung. Aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
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Frage: Im Januar durften Sie Papst Franziskus bei einer Audienz treffen und haben ihm die CD mit den Vaterunser-Hits übergeben. Worüber haben Sie gesprochen?
Jöcker: Zu meiner Freude und Überraschung sprach Papst Franziskus gut deutsch. Er hatte als junger Mensch bei den Jesuiten in Frankfurt studiert, was nur wenige wissen. Der Heilige Vater war sehr interessiert und hat sich von mir erklären lassen, worum es mir bei den Vaterunser-Liedern geht. Ich sagte ihm, dass ich damit vor allem jungen Familien, gerade in Zeiten von Unsicherheit und Zukunftsängsten, die Aktualität und spirituelle Kraft der Aussagen des Vaterunser und des Evangeliums nahebringen wollte. Papst Franziskus zeigte sich sehr erfreut und hat mir Gottes Segen für meine Arbeit gewünscht. Diese Begegnung hat mich inspiriert und tief berührt.
Frage: Sie waren erst im vergangenen Dezember in Israel und haben dort in der Jerusalemer Dormitio-Abtei ein Konzert gegeben. Wie war die Stimmung dort?
Jöcker: Die Dormitio-Abtei ist ein historischer Ort und deshalb war dieses Konzert mit Weihnachtsliedern, Kindern und Eltern etwas ganz Besonderes. Das Weihnachtsthema und der Wunsch nach Frieden für die Menschen auf Erden waren bei diesem Konzert deutlich zu spüren. Während der Israel-Reise habe ich auch den Erzbischof des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa und den Patriarchalvikar Bischof William Shomali getroffen. Bischof Shomali stellte sich in dem Gespräch als jemand heraus, dem religiöse Lieder sehr wichtig sind. Er selbst hat auch viele religiöse Lieder ins Arabische übersetzt. Er fragte mich, ob ich bereit sei, ihm einige meiner Lieder, die im Gotteslob veröffentlicht wurden, zu überlassen, um sie ins Arabische zu übersetzen. Diese Lieder würden dort gebraucht. Das freut mich sehr.
Frage: Also hat er Ihre Musik schon gehört?
Jöcker: Nein, Bischof Shomali wusste natürlich, dass ich ein bekannter, zeitgenössischer Komponist von religiösen Kinderliedern bin. Das war sicherlich auch ein Grund für die Audienz. Aber die Lieder kannte er noch nicht. Ich habe ihm dann spontan zwei Lieder von mir aus dem Gotteslob vorgesungen. Die gefielen ihm, das war deutlich zu erkennen.
Frage: Was bedeutet für Sie die Verbindung von Musik und Religion?
Jöcker: Musik und Religion gehören für mich ganz eng zusammen. Musik berührt und bewegt die Menschen ganzheitlich. Die wichtigen Botschaften des Evangeliums, die Geschichten, die Christus den Menschen näherbringen, in Lieder zu komponieren, halte ich für geradezu lebensnotwendig. Musik und Gesang mit religiösen Texten lässt die Wirklichkeit Gottes hörbar werden und ist für mich das optimale Verkündigungsmedium.