Bischofskonferenz möchte das Schreiben nicht kommentieren

1.500 Unterschriften für Bonner Ex-Stadtdechanten

Veröffentlicht am 14.06.2018 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Bonn ‐ Hätte Wilfried Schumacher wirklich entlassen werden müssen? Die Unterzeichner einer Petition an die Bischofskonferenz bezweifeln das – und fordern eine vollständige Aufklärung. Derweil will die Bischofskonferenz das Schreiben nicht kommentieren.

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Die Deutsche Bischofskonferenz will nicht öffentlich auf die Petition eingehen, mit der sich rund 1.500 Bürger für den nach finanziellen Unregelmäßigkeiten zurückgetretenen Bonner Stadtdechanten Wilfried Schumacher einsetzen. Öffentliche Schreiben an die Bischofskonferenz würden von dieser nicht kommentiert, sagte deren Sprecher Matthias Kopp am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Prominente um den früheren Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und Ex-Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) hatten die Petition initiiert und am Mittwoch mit rund 1.500 Unterschriften der Bischofskonferenz übermittelt.

Schumacher war am 11. Mai von seinen Ämtern als Pfarrer und Stadtdechant zurückgetreten und hatte damit die Verantwortung für einen millionenschweren Finanzskandal in der Bonner Münsterpfarrei übernommen. Laut Erzbistum Köln wurden zwischen 2009 und 2014 rund zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen unzulässig verwendet, um Löcher im Etat der Pfarrei zu stopfen. Das sei das Ergebnis einer turnusmäßigen Prüfung des bistumseigenen Controllings, das durch externe Wirtschaftsprüfer bestätigt worden sei. Persönliche Bereicherung wird weder Schumacher noch dem Rendanten (Finanzverwalter) unterstellt.

Erzbistum Köln widerspricht Vorwürfen aus Bonn

Die Unterzeichner der Petition appellieren an den Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, "den Sachverhalt vollständig aufzuklären und neu zu bewerten". Zudem fordern sie ein zweites externes Gutachten, in dem auch eine mögliche Verantwortung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki untersucht wird. Sie sprechen von einem "erzwungenen Amtsverzicht". Versäumnisse aus den Jahren 2009 bis 2014 hätte Woelki, der seit 2014 als Erzbischof amtiert, selbst früher erkennen müssen. Möglicherweise liege "ein Organisationsverschulden bei der Wahrnehmung seiner besonderen Aufsichts- und Vermögensbetreuungspflicht" vor.

Das Erzbistum Köln betont auf seiner Homepage, dass Schumacher seit Monaten von den Feststellungen der internen Revision wisse. Damit widerspricht es dem Vorwurf aus Bonn, Schumacher sei innerhalb von 22 Stunden aus dem Amt gejagt worden. Darüber hinaus heißt es, die Rendantur in Bonn habe das Erzbistum nicht zu einer früheren Prüfung der Kirchengemeinde Sankt Martin aufgefordert. (KNA)