5 Tipps für gute Predigten
Nicht erst seit Erik Flügges Bestseller "Die Kirche verreckt an ihrer Sprache" wird heiß darüber diskutiert, wie die Verkündigung der Kirche aussehen könnte. Die Predigten sind dabei eine sehr spezielle Form von geistlicher Rede im Kontext von Gottesdiensten. Papst Franziskus hat in Evangelii gaudium 135 deutlich Stellung bezogen: "Die Homilie ist der Prüfstein, um die Nähe und die Kontaktfähigkeit eines Hirten zu seinem Volk zu beurteilen." Davon ausgehend sollen die folgenden Tipps Anregungen für das Predigen sein.
Tipp 1: Sei leidenschaftlich!
Die Verkündigung des Evangeliums braucht freudige, leidenschaftliche Prediger und Predigerinnen. Emotion und Engagement sind nicht nur für die Gemeinde inspirierend, sondern auch für Predigende selbst. Freue ich mich selbst auf die Predigt? Freue ich mich als Predigerin oder Prediger darauf, etwas vom eigenen Glauben einer Gemeinde weitergeben zu können? Freue ich mich auf erwartungsvolle Gesichter und eine lebendige Gottesdienstgemeinde? Frohbotschaft braucht leidenschaftliche Verkündigung und fröhliche Verkündiger und Verkündigerinnen. Predigten sollen keine Schlaftablette für geistliches Dahindösen sein, auch nicht lauwarme oder aufgewärmte fromme Reden. Vielmehr geht es um Zeugnis, Martyria und das sollte kein Martyrium für die Zuhörenden sein, sondern das Glaubensfeuer des Predigenden zeigen.
Tipp 2: Kenne die Bibel!
Die Bibel stellt den zentralen Ausgangs- und Bezugspunkt für Predigten dar. Und eine Gemeinde hat ein Recht darauf, dass Predigten biblisch fundiert sind. Sie sind jedoch keine wissenschaftlichen Vorlesungen. Man darf dennoch ruhig merken, dass Prediger und Predigerinnen sich in der Bibel auskennen. Die Bibel selbst gibt ja mit ihren vielen literarischen Gattungen ein tolles Beispiel: Gleichnisse, Märchen, Chroniken, Briefe, Gerichtsreden, Rechtstexte, Moralpredigten und Wunderberichte, das ist eine ganze rhetorische Schreibstube, die einlädt zum Schmökern und Nachahmen. Auch hier gilt das rhetorische Grundprinzip: Wem nichts auffällt, dem fällt nichts ein. Predigen bedeutet, regelmäßig und viel auf Entdeckungsreise in die Heiligen Schriften zu gehen, unterschiedliche Übersetzungen anzusehen und sich selbst von der Bibel überraschen zu lassen.
Tipp 3: Komm zum Punkt!
Kurz und knackig sollen die Predigten sein, so empfiehlt es Papst Franziskus. Was nun jeweils "kurz" ist, ist situationsabhängig. Franziskus spricht von bis zu 10 Minuten. Die Hörgewohnheiten der Menschen haben sich geändert. Sie kommen in Gottesdienste, zu einer Feier und als Teil der Feier hat die Predigt ihren Platz, aber eben auch einen begrenzten. Im Übrigen brauchen kurze Predigten meist mehr Vorbereitung als lange Reden. In der Kürze liegt hier eben doch viel Würze. Wobei nicht unbedingt die Kürze eine Predigt "knackig" macht, sondern die Klarheit und Nachvollziehbarkeit der Gedanken. Und eine Rede, die bildhaft ist und Bilder in den Köpfen der Zuhörenden entstehen lässt, wird als kurzweiliger wahrgenommen als lange abstrakte Erklärungen.
Tipp 4: Sei du selbst!
Ein Zauberwort in der Predigtausbildung lautet "Authentizität" – oder umgangssprachlich ausgedrückt: Man soll nicht Wasser predigen und Wein trinken. Wenn Botschaft und Person übereinstimmen, nehmen HörerInnen auch Schwächen in Redestil und Aufbau in Kauf. Dieser Grundsatz erlaubt es auch nicht, Predigten anderer einfach zu übernehmen. Predigten sind durch die Person hindurch gegangene Botschaft – das darf man der Predigt dann auch durchaus anmerken.
Tipp 5: Achte auf die Situation!
Jede Predigt findet in einer bestimmten Situation statt – sei es ein Sonntagsgottesdienst, eine sakramentliche Feier oder ein Anlassgottesdienst. Kommunikationstheoretisch hat sich ein Prediger auf seine Hörerinnen und Hörer einzustellen und nicht umgekehrt. Denn er möchte etwas erreichen, auferbauen, trösten oder lehren. So hat sich schon die Predigt-Vorbereitung auf die Situation einzustellen (bei Rolf Zerfaß heißt das "Bisoziation", die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sozialen Gegebenheiten). Aber auch das Predigen selbst braucht präsente, geistesgegenwärtige Predigerinnen und Prediger. Geistesgegenwart meint dabei nicht nur die Reaktionsfähigkeit auf ungewöhnliche Situation, sondern auch das Vertrauen, dass Gottes Geist ergänzt, was dem Prediger vielleicht fehlt.