Erzbistum München und Freising gibt erstmals Auskunft über Finanzen

Rund 6 Milliarden Euro Vermögen

Veröffentlicht am 20.06.2016 um 10:35 Uhr – Lesedauer: 
Finanzen

München ‐ Das Erzbistum München und Freising hat mehr Geld als alles anderen deutschen Diözesen. Am Montag hat es erstmals umfassend Auskunft über seine Finanzsituation gegeben.

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Das Erzbistum München und Freising hat am Montag erstmals umfassend Auskunft über seine Finanzsituation gegeben. Demnach belief sich das Vermögen seiner sechs größten Rechtsträger Ende 2015 einschließlich stiller Reserven auf zusammen rund 6 Milliarden Euro. Das ist die höchste Summe, die ein deutsches katholisches Bistum bisher veröffentlicht hat. Das Erzbistum Köln hat ein Vermögen von 3,42 Milliarden Euro (2014) ausgewiesen, die Erzdiözese Paderborn eines von rund 4 Milliarden Euro, wobei der Erzbischöfliche Stuhl und das Domkapitel noch nicht erfasst sind.

Für die Erzdiözese München und Freising, den Erzbischöflichen Stuhl, die drei wichtigsten Stiftungen des Erzbistums sowie den Pensionsfonds für die Geistlichen liegen nun getrennte und von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testierte Bilanzen vor. Sie entsprechen nach den Worten von Generalvikar Peter Beer zum ersten Mal den Vorgaben des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften. Die detaillierten Berichte umfassen zusammen mehr als 230 Seiten. Noch keine Angaben gibt es zum Vermögen des Metropolitankapitels sowie einigen weiteren kleineren Stiftungen.

Große Teile des freien Vermögens umgeschichtet

Von den 6 Milliarden Euro sind nach den Worten von Finanzdirektor Markus Reif etwa 400 Millionen Euro stille Reserven, also nicht zweckgebundene Rücklagen. Große Teile des freien Vermögens des Erzbistums wurden laut Beer im vergangenen Jahr umgeschichtet und damit dem Zugriff der Bistumsleitung entzogen. An drei Stiftungen seien Werte in Höhe von 1,3 Milliarden Euro übertragen und damit an die jeweiligen Stiftungszwecke gebunden worden. Diese seien im Wesentlichen bestimmt durch die drei kirchlichen Grundaufträge Seelsorge, Wohlfahrtspflege sowie Glaubensweitergabe und Bildung.

Das Vermögen darf durch die künftige Anlagepolitik nicht geschmälert werden. Über die Verwendung der Erlöse entscheidet der Diözesansteuerausschuss. Neu geordnet wurden nach Beers Angaben außerdem die Aufsichtsgremien. Demnach sind diese mehrheitlich mit erfahrenen und von der Kirche finanziell unabhängigen Wirtschaftsexperten besetzt. Die Zuständigkeiten bei der Erwirtschaftung, Bereitstellung und Verwendung von Mitteln seien getrennt worden. Das Prinzip lautet: Wer Geld ausgibt, soll es sich nicht selbst genehmigen können, wer über Ausgaben entscheidet, soll nicht an der Aufsicht darüber beteiligt sein.

Beer räumte ein, dass die Antwort der Kirche auf die Frage, was und warum sie so viel besitze, in der Vergangenheit nicht immer gelungen sei. Die öffentliche Debatte über die Kirchenfinanzen habe manche "schmerzliche Selbsterkenntnis" hervorgebracht. Einiges sei versäumt und übersehen worden.

2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg. Für das laufende Jahr rechnen die Finanzplaner des Erzbistums mit etwas geringeren Erträgen. (KNA)

20.06.2016, 16.00 Uhr: 6 statt 5,52 Milliarden Euro Vermögen (Meldung aktualisiert)