"AfD mit christlichen Wertvorstellungen unvereinbar"
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, sieht grundsätzliche Differenzen zwischen der katholischen Kirche und der AfD. Trotz möglicher Übereinstimmungen in Einzelfragen wie der Familienpolitik seien die Programmatik und die Aussagen verschiedener AfD-Vertreter mit christlichen Wertvorstellungen unvereinbar, sagte der Prälat der in Freiburg erscheinenden Monatszeitschrift Herder-Korrespondenz (Februar-Ausgabe). "Von einer Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes sind sie meilenweit entfernt."
"Ich nehme bei der AfD Fremdenfeindlichkeit, das Schüren von Ängsten gegen Überfremdung, einseitige Betonung nationaler Interessen, auch das grundsätzliche Infragestellen der repräsentativen Demokratie wahr", so Jüsten. Er wandte sich zugleich gegen die Vorstellung, eine christliche Kultur verteidigen zu können, ohne den zugrundeliegenden Glauben zu teilen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es das eine ohne das andere nicht gibt", sagte Jüsten. "Ohne das Evangelium, ohne die christliche Lehre, ohne die reiche christliche Ethik gibt es keine christliche Kultur. Eine christliche Kultur ohne Glaube ist eine Schimäre".
Als wichtigstes Thema aus kirchlicher Sicht beim anstehenden Bundestagswahlkampf nannte Jüsten die Frage nach "einer Identität in unserem Land". Dieses Thema durchziehe alle Politikfelder wie ein roter Faden: "Wie wollen wir leben, wer wollen wir sein, welches ist die prägende Kraft unserer Kultur, was verbindet die unterschiedlichen Religionen, wie wollen wir in unseren Quartieren, Dörfern und Städten zusammenleben? Gibt es einen gemeinsamen Geist oder theologisch gesagt einen spirituellen Bauplan für die Gestaltung unsere Gesellschaft?", so Jüsten. Ohne die Verständigung auf Gemeinsamkeiten seien die aktuellen Herausforderungen nicht zu lösen. (KNA)