Petr Bystron nennt Kirche "gigantische Wohlfahrtsindustrie"

AfD-Politiker: Kirchen verdienen an Flüchtlingen

Veröffentlicht am 25.05.2016 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

München ‐ "Die vordergründig propagierte Flüchtlingsfreundlichkeit finanziert zugleich eine gigantische Wohlfahrtsindustrie", sagt der bayerische AfD-Vorsitzende Petr Bystron über die Kirche.

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Kirchliche Organisationen nutzten zur Gewinnmaximierung die Hilfsbereitschaft Ehrenamtlicher aus, "während sie Kommunen, Land und Bund für Aufbau und Betrieb von Flüchtlingsunterkünften saftige Rechnungen schreiben". Die Kirchen verdienten unter "dem Deckmantel der Nächstenliebe" Milliarden Euro, so Bystron.

"Das unreflektierte Gerede von Herrn Bystron weise ich zurück. Es ist ein mit keinem einzigen Faktum belegtes Gequatsche, das wenig von einer sachlichen Diskussion zeugt", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Katholikentages in Leipzig. "Wer so entgleist, schlägt allein 200 000 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe der Kirchen Tätigen ins Gesicht", fügte Kopp hinzu. Er verwies darauf, dass allein die katholische Kirche und ihre Hilfswerke im Vorjahr 112 Millionen Euro an Sondermitteln für Flüchtlinge im In- und Ausland ausgaben - rund 40 Millionen Euro mehr als 2014. Zudem stellten Gemeinden tausende Unterkünfte sowie Räume für Freizeit- und Beratungsangebote bereit.

Auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch wies die AfD-Vorwürfe zurück. "Ich finde das ziemlich unverschämt", sagte er der dpa in Leipzig. Selbst ärmere Kirchengemeinden engagierten sich bis an ihre Grenzen für die Flüchtlingshilfe.

Ende 2015 hatte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) der Kirche ähnliches vorgeworfen. Damals wehrte sich die Kirchen in Bayern entschieden gegen Vorwürfe, sie wollten etwa mit der Vermietung von Flüchtlingsunterkünften Geld verdienen. Stattdessen hat die katholische Kirche im vergangenen Jahr allein in der Bundesrepublik 115 Millionen Euro an außerordentlichen Mitteln für Flüchtlingshilfen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt.

AfD bei Katholikentag nicht erwünscht

Mit Blick auf den 100. Deutschen Katholikentag, der am Mittwoch in Leipzig beginnt, sprach Bystron von Ausgrenzung seiner Partei durch den Veranstalter. Im Gegensatz zur AfD dürften Vertreter anderer Parteien einschließlich der Linken dort auftreten, ebenso der Zentralrat der Muslime. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hatte dazu erklärt: "Die AfD grenzt aus, sie will spalten statt zu integrieren." Wörtlich: "Auf diese Vereinfacher fallen wir nicht herein!" (bod/KNA)

26.05., 15:45 Uhr: Ergänzt um die Stellungnahmen von Kopp und Koch