Algermissen: Kirchenspaltung ist Grund für Atheismus
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht in der konfessionellen Aufspaltung der Kirchen einen Grund für den fehlenden Glauben vieler Menschen. Es sei eine "bedrängende Frage, wie die Kirche ihre Sendung wahrnehmen kann, wenn die Christen untereinander nicht eins sind und der Skandal der Kirchenspaltung fortbesteht", sagte Algermissen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Algermissen, seit 2001 Fuldaer Bischof, wird am Donnerstag 75 Jahre alt und erreicht damit die Altersgrenze, bei der Bischöfe laut Kirchenrecht dem Papst ihren Amtsverzicht anbieten müssen.
Mit einer "versöhnten Verschiedenheit" von katholischer Kirche und reformatorischen Kirchen wolle er sich nicht abfinden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. "Das kann nur ein Zwischenergebnis sein, bestenfalls eine erste Halbzeit. Aber wenn das das Ende des Spiels wäre, wäre es für mich wie eine Bankrotterklärung." Die nächsten Ziele müssen seiner Meinung nach das gemeinsame Gebet und gemeinsame Gottesdienste benachbarter katholischer und evangelischer Gemeinden sowie "das theologische Gespräch über die zentralen Fragen" sein.
Algermissen sieht starke Entwicklung zur Kirchenferne
Generell sieht Algermissen eine "starke Entwicklung hin zu einer Kirchenferne" in Deutschland. Die kirchliche Sozialisierung sei heute eher die Ausnahme. "Es gibt einerseits eine strukturelle Kirchenkrise, weil wir die Tatsache, das wir keine Volkskirche mehr sind, innerlich noch nicht verkraftet haben", sagte der Bischof. "Andererseits ist es auch eine fundamentale Krise des Glaubens an einen Gott, der an unserem eigenen Leben wirklich anteilnehmen möchte, vor dem viele sich aber verschließen."
"Das Erstarken des Islam in der westlichen Welt wird letztlich zu einer Beschleunigung der ökumenischen Bemühungen führen müssen", gab sich der Bischof überzeugt. Es sei "ein großes Problem, dass in der Zeit, da der Islam in unserem Land zahlenmäßig viel stärker geworden ist, die Zahl der Christen, die ihren Glauben praktizieren, signifikant abnimmt". Angst vor dem Islam sei vielfach "das unbewusste Eingeständnis der eigenen Glaubensschwäche". (bod/KNA)