Allianz für Weltoffenheit gegründet
"Wer mit Worten oder Taten zur Ausgrenzung und Herabsetzung von Flüchtlingen und Migranten beiträgt, der kann sich nicht auf das Christentum berufen", sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch, Mitglied der Migrations- und der Weltkirchenkommission der Deutschen Bischofskonferenz, anlässlich der Vorstellung. Er warnte davor, sich in der Debatte nicht von Ängsten und Dramatisierungen in die Irre führen zu lassen: Die Wahrung der individuellen Würde jedes Flüchtlings und Migranten dürfe man nicht aus den Augen verlieren. Er hofft, der breite Rückhalt des Bündnisses könne dabei helfen, die Unterstützer rechtsextremistischer Kundgebungen "rauszuholen", die noch gesprächsbereit seien.
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Der Allianz gehören zehn Organisationen und Verbände an: Neben den beiden großen Kirchen, dem Zentralrat der Juden und dem Koordinationsrat der Muslime sind das der Gewerkschaftsbund, der Bund deutscher Arbeitgeber, die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege, der Deutsche Kulturrat, der Olympische Sportbund und der Naturschutzring. In dem gemeinsamen Aufruf „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ fordert die Allianz unter anderem ein verbessertes Bildungsangebot, eine Flüchtlingspolitik, die faire Asylverfahren garantiert, eine ausreichende finanzielle Vorsorge für nachhaltige Integration und gerechte Teilhabechancen für alle Menschen in Deutschland.
Bei der Aufnahme von Flüchtlingen müsse Deutschland "weiterhin seine humanitären Verpflichtungen" erfüllen, zugleich wollen die Unterzeichner "unbedingt eine gemeinsame europäische Lösung". Notwendig seien auch Investitionen in Bildung und Beschäftigung, ausreichenden bezahlbaren Wohnraum, eine funktionierende öffentliche Infrastruktur sowie Sicherheit vor Gewalt.
Die Allianz
Der Aufruf "Die Würde des Menschen ist unantastbar" kann im Wortlaut auf der Seite der Allianz nachgelesen werden.Bei der Aufnahme der Flüchtlinge dürften andere Menschen, die von Armut, Arbeitslosigkeit oder fehlender sozialer Absicherung betroffen seien, nicht vernachlässigt werden. Auch sei den Zuwanderern, die Deutschland nach einem rechtsstaatlichen Verfahren verlassen müssten, "mit Empathie und Respekt zu begegnen".
Die Werte des Grundgesetzes und des gesellschaftlichen Zusammenlebens müssten von allen akzeptiert werden, heißt es in dem Aufruf weiter. So sei das Recht auf freie Ausübung der Religion ohne Unterschied anzuerkennen. "Es bedeutet aber auch, dass niemand die eigene kulturelle oder religiöse Prägung als Deckmantel missbrauchen darf, um die Grundrechte der Glaubens- und Gewissensfreiheit, der körperlichen Unversehrtheit und der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Frage zu stellen oder Minderheiten zu diskriminieren."
Deutscher Gewerkschaftsbund-Chef Reiner Hoffmann rief auch andere zivilgesellschaftliche Institutionen auf, sich zu beteiligen. Parteien habe die Allianz aber "bewusst herausgehalten", weil deren "taktische Interessen" zur Verunsicherung der Gesellschaft beitrügen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, würdigte die Allianz als "klares Zeichen aus der Mitte der Gesellschaft, das einen Grundkonsens deutlich macht".
Der Wortlaut der Rede von Erzbischof Koch kann auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz nachgelesen werden.
(Mit Material von KNA)