Vor 60 Jahren ging das "Wort zum Sonntag" erstmals auf Sendung

Am Anfang war das Wort

Veröffentlicht am 20.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Szene aus der ARD-Sendung "Wort zum Sonntag" Ende der 1980er Jahre.
Bild: © WDR
Fernsehen

Bonn ‐ Von den einen wird es als willkommene Pause zum Bierholen betrachtet, für die anderen gehört es zum Samstagabend einfach dazu: das "Wort zum Sonntag" . Seit 60 Jahren strahlt die ARD am späten Samstagabend kurz nach 22 Uhr den geistlichen Impuls aus - damit ist er ein Klassiker in der deutschen Fernsehlandschaft und die zweitälteste TV-Sendung nach der "Tagesschau".

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Über 3.100 Beiträge sind seit der ersten Sendung inzwischen über den Äther gegangen. Für die ARD ein guter Grund, das Format am heutigen Montag im Rahmen einer Feierstunde in Hamburg zu würdigen.

Immerhin erreicht das von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam verantwortete Format nach Senderangaben in jeder Woche knapp zwei Millionen Zuschauer. Das entspreche einer Quote von rund acht Prozent, sagt SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser. Die meisten Zuschauer - 4,38 Millionen - verfolgten im vergangenen Jahr den Impuls kurz vor Beginn des Eurovision Song Contest im Mai 2013.

Zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen

Absolute Spitzenreiter aber waren die päpstlichen Beiträge von Johannes Paul II. im April 1987 und von Benedikt XVI. vor dessen Deutschlandreise 2011. Die Ordensfrau Isa Vermehren und der evangelische Theologe Jörg Zink waren weitere prominente Sprecher.

Dass eine Verkündigungssendung nach der "Tagesschau" die zweitälteste Sendung im deutschen Fernsehen sei, findet Ute Stenert, Leiterin des Referats Rundfunk und Medienethik im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz , "bemerkenswert". Damit habe das "Wort zum Sonntag" Fernsehgeschichte geschrieben.

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Video: © Erzbistum Hamburg

Zehn Jahre lang sprach der jetzige Erzbischof von Hamburg das Wort zum Sonntag in der ARD.

"Bruch des Gewohnten"

Dabei wirke es auf den ersten Blick "nicht zeitgemäß" und widerspreche "allen Kriterien moderner Programmgestaltung", so die katholische Medien-Expertin. Ein unaufgeregtes Szenario ohne eingeblendeten Bildteppich und schnelle Schnitte gehört zum Credo der Macher. Es werde bewusst auf jede optische Untermalung verzichtet, erläutert Hauser. Der "Bruch des Gewohnten" wirke als zusätzlicher Reiz, "der Aufmerksamkeit schafft".

Die große Akzeptanz führt der zuständige ARD-Koordinator Hauser auch darauf zurück, dass sich Inhalte und Sprache der Texte den veränderten Erwartungen des Publikums angepasst hätten. Zu Beginn waren die Impulse zehn Minuten lang, heute sind es aufgrund des "veränderten Mediennutzungsverhaltens" nur noch vier. Auch gebe es inzwischen "mehr Alltag" in den Beiträgen. Das Format sei "ein Gesprächsangebot auf Augenhöhe, kein Monolog von der Kanzel herab", erklärt Hauser. Und es sei weit "mehr als eine willkommene Pause zwischen Wetterkarte und Spielfilm, in der Wein, Bier und Chips nachgefüllt werden können". Rückmeldungen von Zuschauern zeigten, dass die Texte vielen Menschen als Denkanstöße "sehr willkommen" seien.

Treue Fangemeinde älterer Zuschauer

Das bestätigt auch Ute Stenert. Das "Wort zum Sonntag" habe eine "treue Fangemeinde". Es gebe viel positives Feedback und nur "vereinzelt" negative Rückmeldungen. Besonders ältere Zuschauer würden erreicht. Daher werde das beliebte Format nur "behutsam weiterentwickelt", so Stenert. Ein Wunsch der Medienexpertin: "mehr Außendrehs", um so die Sprecherinnen und Sprecher in ihrem Arbeitsumfeld zu Wort kommen zu lassen. "Das wäre noch authentischer."

Ziel sei, in Zukunft aber auch mehr junge Menschen über ein parallel neu entwickeltes, modernes Verkündigungsformat zu erreichen, erklärt Stenert. Das neue Format werde der Öffentlichkeit im Rahmen der Feierstunde am 20. Januar vorgestellt. Auch wenn in Zukunft die Muttersendung aufgrund der technischen Entwicklung ebenfalls multimedialer werde - Fernsehdirektor Hauser ist sich sicher, dass sich das "Wort zum Sonntag" auch in zehn Jahren an Werten ausrichten werde, "die sich nicht auf ein rein materielles 'Immer mehr' beschränken".

Von Angelika Prauß (KNA)