Margot Käßmann: Luther sah Frauen und Männer gleichberechtigt

Auf der gleichen Stufe

Veröffentlicht am 27.06.2015 um 10:46 Uhr – Lesedauer: 
Messegelände am 14. Mai 2010 auf der AGORA - Christinnenrat mit Margot Käßmann
Bild: © KNA
Geschichte

Magdeburg ‐ Dass Martin Luther Männer und Frauen als gleichberechtigt ansah, davon die ist evangelische Theologin Margot Käßmann überzeugt. Bei einer Gedenkfeier an die Einführung der Reformation in Magdeburg äußerte sie sich auch zu anderen Themen wie der Zukunft der Ökumene.

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Käßmann hielt den Vortrag "Reformationsjubiläum 2017. Was gibt es da zu feiern?" bei der Gedenkfeier an die Einführung der Reformation in Magdeburg im Jahr 1524. Damals predigte Martin Luther in der Johanniskirche.

Käßmann: Es kommt nicht auf das Geschwätz der Leute an

Frauen seien "getauft, und damit stehen sie auf gleicher Stufe wie Männer", skizzierte Käßmann Luthers Position. Ähnlich modern sei Luthers Rollenverständnis der Geschlechter gewesen. Für ihn sei die Aufgabe, Kinder großzuziehen, "Teil der Schöpfung Gottes" und damit "Teil der Existenz von Mann und Frau" gewesen. Wenn ein Mann dem Kind die Windeln wechsele, komme es nicht "auf das Geschwätz der Leute an", sagte Käßmann. Dies habe bereits Luther so gesehen.

Bild: ©steschum/Fotolia.com

In den Augen von Margot Käßmann ein Vorkämpfer der Gleichberechtigung: Martin Luther.

Einer der wichtigsten Beiträge der Reformation sei, dass "es ihr um gebildeten Glauben geht, einen Glauben, der verstehen will, nachfragen darf", betonte Käßmann weiter. "Es geht nicht um Glauben allein aus Gehorsam, aus Konvention oder aus spirituellem Erleben, sondern es geht um das persönliche Ringen um einen eigenen Glauben", so die Theologin. Luther sei der erste gewesen, der sich für Bildungsgerechtigkeit und Bildungsteilhabe einsetzt habe - "auch für die Bildung von Mädchen", so die frühere hannoversche Landesbischöfin.

Dialog der Religionen als "Anliegen des Protestantismus"

Mit Blick auf die Ökumene sagte Käßmann, 500 Jahre nach der Reformation sei die katholische Kirche "nicht dieselbe, mit der Luther und die anderen Reformatoren in einen so tiefen Konflikt gerieten". Heute gehe es um den "Mut, ökumenisch offen zu sein, ohne das eigene Profil zu verlieren". Dabei blieben "reformatorische Anfragen etwa an Papsttum, Heiligenverehrung und Amtsverständnis" bestehen.

Auch der Dialog der Religionen müsse sich zum Reformationsjubiläum 2017 als "Anliegen des Protestantismus" erweisen, betonte Käßmann. Luther sei leider "ein abschreckendes Beispiel christlicher Judenfeindschaft" gewesen. Heute sage die evangelische Kirche "Wer Juden angreift, greift uns an". Dies gelte auch mit Blick auf die Muslime. (KNA)

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