Weitere deutsche Bistümer wollen Flüchtlinge unterbringen

Auf die Not reagieren

Veröffentlicht am 16.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Bonn ‐ Das Erzbistum Freiburg will Flüchtlinge in bistumseigenen Gebäuden unterbringen. "Unser Ziel ist, Objekte in den Ortskernen zu finden, damit auch die soziale Anbindung gewährleistet ist", sagte ein Sprecher gegenüber der Zeitung "Die Welt". Sehr konkret seien die Pläne bereits bei einem viergeschossigen Gebäude im Bereich der Erzdiözese, wo in mindestens zehn Wohnungen Flüchtlingsfamilien unterkommen sollen. Mit dieser Initiative steht Freiburg unter den deutschen Bistümern nicht alleine da.

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Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, angekündigt, leerstehende Räume des früheren Benediktinerklosters in Weingarten im Kreis Ravensburg für die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Gegenüber der Schwäbischen Zeitung hatte er seinen Vorstoß auch als Appell an andere Institutionen bezeichnet, "schnell auf die immer größere Not zu reagieren". Fürst betonte, er mache in seinem Zuständigkeitsbereich das Flüchtlingsproblem in den kommenden Monaten zur Chefsache. Ein fertiges Konzept liege jedoch noch nicht vor.

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Video: © Gottfried Bohl

Papst Franziskus besucht die Flüchtlingsinsel Lampedusa.

Im "Deutschlandradio Kultur" führte Fürst am Mittwoch aus, dass nun zunächst gelte, das Kloster in einen für die Flüchtlinge angemessenen Zustand zu bringen. Eventuell seien auch bauliche Maßnahmen notwendig. Dies müsse aber mit dem Eigentümer des Klosters, dem Land Baden-Württemberg, abgeklärt werden. Zugleich will Fürst Patenschaften für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge organisieren.

Hohe Auflagen erschweren die Suche

Auch in den (Erz-)Bistümern Berlin, München und Augsburg ist man auf der Suche nach Wohnraum für Flüchtlinge oder hat bereits welchen zur Verfügung gestellt. Die Suche nach geeigneten vier Wänden gestaltet sich mitunter schwierig. "Aufgrund der verständlicherweise hohen Auflagen an solche Gebäude ist das gar nicht so einfach. Zudem wird es auch ohne Personal nicht gehen", sagte der Berliner Bistumssprecher Stefan Förner gegenüber katholisch.de.

Die grundsätzliche Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen hatte nach dem schweren Schiffsunglück vor der italienischen Insel Lampedusa am 3. Oktober erneut Fahrt aufgenommen. Mehrere Hundert Menschen waren ums Leben gekommen, als ein Schiff vor der Insel kenterte. Papst Franziskus hatte die Katastrophe wörtlich als "Schande" bezeichnet sowie Politik und Gesellschaft zum Handeln aufgefordert. Bei einem Treffen in Brüssel, einige Tage nach dem Unglück, hatten sich die EU-Innenminister darauf verständigt, keine grundsätzlichen Änderungen in der europäischen Flüchtlingspolitik vorzunehmen. (meu/KNA)

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