Auf gute Zusammenarbeit
Dazu haben die internationalen Experten und Vatikanmitarbeiter unter Leitung des früheren BBC-Aufsichtsratsvorsitzenden Christopher Patten - besser bekannt als letzter Gouverneur Hongkongs und als EU-Kommissar - ein Jahr lang Zeit.
Von Radio Vatikan bis CTV
Es besteht kein Zweifel, dass Radio Vatikan , die Tageszeitung " Osservatore Romano " samt ihren Wochenausgaben oder das Internet-Büro eine professionelle journalistische Arbeit abliefern. Dass im Presseamt, das dem Staatssekretariat zugeordnet ist, mit dem Jesuiten Federico Lombardi ein polyglotter und kompetenter Kommunikationsprofi agiert. Dass das Fernsehen CTV mit moderner Technik Material anbietet, das hohen Qualitätsansprüchen genügt.
Das jüngste vatikanische Medienkind, das Nachrichtenportal news.va , schließt eine längst fällige Lücke. Und für die medienpolitische Linie des Heiligen Stuhls ist der Medienrat zuständig, zu dessen Vollversammlung renommierte Intendanten, Chefredakteure und Herausgeber aus aller Welt gehören.
Wenig Zusammenarbeit
Aber die Zusammenarbeit dieser Medien, die Verzahnung der Behörden und Abteilungen und vor allem die Informationsflüsse sind vielfach ungenügend. Es besteht ein Wirrwarr von Strukturen, von historisch gewachsenen Zuständigkeiten und manche Doppelarbeit. TV- und Radio-Leute oder Fotografen müssen sich entweder an das Presseamt oder an den Medienrat wenden, je nachdem, ob sie aktuell berichten wollen oder längerfristige Projekte planen.
Außerdem überrascht, dass news.va im Medienrat angesiedelt ist, wo es doch sachlich in die Nähe des Presseamtes gehörte. Und neben news.va bietet auch Radio Vatikan eine eigene Nachrichten-Homepage in vielen Sprachen an - nachdem zumindest für West- und Mitteleuropa das eigentliche Radiogeschäft, der Kurzwellenbetrieb, eingestellt wurde. Weiter rätseln Beobachter, warum der agenturähnliche Vatican Information Service VIS weiterbesteht. Mit Eröffnung von news.va war dessen Schließung angekündigt worden.
Franziskus twittert
Bereits in den vergangenen Jahren hatte es etliche Teilreformen gegeben. Neben dem Online-Einstieg von Radio Vatikan gab es beim "Osservatore Romano" einen Relaunch. Mit dem Amtsantritt von Chefredakteur Giovanni Maria Vian vor sieben Jahren wurde das Blatt von einer unübersichtlichen Bleiwüste zu einem lesbaren und häufiger zitierten Blatt.
Freilich erreichte er nicht das zweite Ziel: eine Steigerung der Auflage. Erfolgreich war unterdessen der Einstieg des Vatikan in die Sozialen Medien, den insbesondere der irische Sekretär im Medienrat, Paul Tighe, forcierte. Papst Franziskus hat für seinen Twitter-Account , über den er täglich Kurzbotschaften in neun Sprachen verbreitet, bereits über 15 Millionen Follower.
Kritik an Zusammensetzung des Gremiums
Die neue Kommission, deren erste Sitzung am Mittwoch endet, soll dem Vatikan helfen, besser auf den veränderten Medienkonsum zu reagieren. Allerdings sind gegen die bisherige Zusammensetzung des Gremiums auch Einwände laut geworden. Sicher macht es Sinn, dass der Leiter der Informationsabteilung des Staatssekretariats, Carlo Maria Polvani, dem Kreis angehört, der dem Presseamt täglich die Informationen für das Nachrichtenbulletin zuleitet.
Aber es verwundert, dass Presseamtsleiter und Papstsprecher Federico Lombardi, der zugleich Intendant von Radio Vatikan ist, nicht mit am Tisch sitzt. Ebenso fehlt dort der Chef des Fernsehens CTV. Insgesamt seien die klassischen Medien gegenüber den Social-Media-Experten unterrepräsentiert, meinen Beobachter. Zwar gehören Osservatore-Chef Vian und Gregory Erlandson, der Herausgeber der großen US-Kirchenzeitung "Our Sunday Visitor", zu der Runde. Aber Journalisten großer säkularer Medien, etwas aus dem Kreis der Berater des Medienrats, wurden nicht eingeladen.
Freilich hat die Kommission nur beratende Funktion. Sie muss ihre Vorschläge dem Kardinalsrat für die Kurienreform zuleiten. Und das letzte Wort hat der Papst.
Von Johannes Schidelko (KNA)