Aufstrebende Minderheit
Heute lebt dort jeder zehnte Katholik, insgesamt sind es 134 Millionen. Und neben manchen Behinderungen und Verfolgungen präsentieren sich viele Ortskirchen in dem Riesenkontinent mit seinen unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaftsmodellen als vital und dynamisch. Das erklärt auch, warum Papst Franziskus Asien zu einem geografischen Schwerpunkt seines Pontifikats erklärt hat. Vom 13. bis 18. August unternimmt er seine bislang weiteste Auslandsreise nach Südkorea. Und auch der übernächste Besuch gilt Mitte Januar Asien - mit Stationen in Sri Lanka und Philippinen.
Bereits im ersten Jahrtausend war das Christentum von seinen Stammregionen des Nahen Ostens auch aus in Zentral- und Ostasien präsent. Die Thomaschristen in Indien berufen sich auf Gründungen durch den Apostel Jesu. Im Mongolenreich zählte man im frühen 14. Jahrhundert 30.000 Katholiken, die jedoch bald spurlos verschwanden. Das lateinische Christentum kam im Wesentlichen im frühen 16. Jahrhundert durch die großen Orden nach Asien, durch Franziskaner, Dominikaner und vor allem Jesuiten, durch Missionare wie Matteo Ricci oder Franz Xaver.
Die christlichen Missionare folgten dabei auch den Kolonialherren aus Spanien und später aus den Niederlanden, Frankreich und England. Diese koloniale Hypothek belastete für lange Zeit die Situation der Christen, ließ sie als Fremde, als Anhänger einer exotischen Sekte aus Europa erscheinen. Zudem war die Inkulturation des Christentums in die gewachsenen Hochkulturen und religiösen Traditionen in Asien meist weniger erfolgreich als in anderen Weltteilen.
Schwere Christenverfolgungen im im 18. und 19. Jahrhundert
In China oder Korea führte das von Rom verfügte strikte Nein zu den staatsnahen Riten etwa der Verehrung der Ahnen oder des Konfuzius im 18. und 19. Jahrhundert zu schweren Christenverfolgungen. In den vergangenen 50 Jahren haben die Katholiken Asiens aber den Schritt von eurozentrierten Missionskirchen zu eigenständigen Ortskirchen mit meist eigener Hierarchie geschafft.
Abgesehen von den mehrheitlich katholischen Staaten Philippinen und Ost-Timor bilden die Katholiken in Asien überall eine Minderheit. Aber so unterschiedlich ihre Lage zwischen dem Kaukasus und Korea, zwischen Japan und Indonesien, zwischen Peking und Islamabad ist, so gibt es auch ähnliche Herausforderungen. Erstarkende fundamentalistische Strömungen im Islam machen den Christen in Pakistan, Indonesien, Malaysia oder Bangladesch das Leben schwer. In Indien gewinnen radikale Hindus an Einfluss und auf Sri Lanka melden sich fundamentalistische Buddhisten zu Wort.
Eine besondere "Erfolgsgeschichte" erlebte die katholische Kirche in Südkorea. Hier erfolgte die Christianisierung im späten 18. Jahrhundert zunächst nicht durch ausländische Priester sondern durch einheimische Gelehrte, die den neuen Glauben von Chinareisen mitbrachten. Von 190.000 Katholiken nach dem Koreakrieg 1953 stieg ihre Zahl bis heute auf 5,4 Millionen.
Nach dem Koreakrieg keine intakten kirchlichen Strukturen
Während der Militärherrschaft in den 70er und 80er gehörten die Kirche und ihr Kardinal Stephen Kim zu den schärfsten Kritikern der politischen Missstände im Land, was ihr Ansehen stärkte. In Nordkorea gab es nach dem Koreakrieg infolge staatlicher Unterdrückung keine intakten kirchlichen Strukturen. Der Vatikan nennt für den Norden der geteilten Halbinsel keine Katholikenzahlen, ausländische Beobachter sprechen von 4.000.
Weniger geradlinig verlief die katholische Entwicklung in Japan. Nach einem beachtlichen Aufschwung nach Kriegsende stagnierten die Mitgliederzahlen bei rund 550.000, gerade 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Unübersichtlich ist bis heute die kirchliche Lage in der Volksrepublik China, wo man von rund 12 Millionen Katholiken spricht. Nach dem Sieg Mao Tse Tungs galten die Christen als potenzielle Konterrevolutionäre. Während der Kulturevolution zwischen 1966 und 1976 wurde die katholische Kirche besonders hart verfolgt. Seit den 1990er Jahren verwischen die Grenzen zwischen romtreuer und patriotischer Kirche und werden wechselseitig durchlässiger.
Von Johannes Schidelko (KNA)