Autor: Paul VI. befragte Bischöfe wegen "Humanae vitae"
Vor der Veröffentlichung der Enzyklika "Humanae vitae" zum Verbot künstlicher Empfängnisverhütung im Juli 1968 hat Papst Paul VI. eine Umfrage unter Bischöfen gemacht. Dieses bisher unbekannte Detail zur Entstehung des kontroversen Rundschreibens wird in einem Buch berichtet, das am Dienstag in Italien erschienen ist und über das das italienische Internetportal "Vatican Insider" berichtet.
Demnach habe der Papst während der ersten Bischofssynode im Herbst 1967 die anwesenden rund 200 Bischöfe um ihre Meinung zur hormonellen Empfängnisregelung befragen lassen. Zwar hätten nur zwölf Prozent von ihnen reagiert, die Mehrheit sei aber dafür gewesen, den Eheleuten die Entscheidung freizustellen. Nur sieben hätten sich dagegen ausgesprochen.
Bis Mai 1968 habe Paul VI. (1963-1978) insgesamt 25 schriftliche Antworten erhalten. Unter den Befürwortern einer Freigabe seien unter anderem die Kardinäle Leo Suenens (Brüssel), Julius Döpfner (München), John Krol (Philadelphia) und Aloisio Lorscheider (Brasilia). Zu den Gegnern gehörten unter anderem der Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II., sowie Kardinal Giuseppe Siri von Genua. Unter den Rückmeldungen, so der Autor des Buches, hätten die Stellungnahmen von Suenens, Döpfner und Wojtyla durch eine ausführlichere Argumentation hervorgestochen.
In seinem Buch "La nascita di un'enciclica. Humanae vitae alla luce degli Archivi Vaticani" (Die Entstehung einer Ezyklia. Humanae vitae im Licht der Vatikanischen Archive) schildert der Autor Gilfredo Marengo die verschiedenen Entwicklungen bis zur Veröffentlichung der Enzyklika vor 50 Jahren am 25. Juli 1968. Marengo, Theologe am Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für die Studien zu Ehe und Familie, ist Vorsitzender einer von Papst Franziskus eingesetzten Kommission, die die Entstehung von "Humanae vitae" untersuchen sollte.
Papst Paul VI. hatte sich damals nach mehrjährigen Beratungen zweier Kommissionen, deren Mehrheiten jeweils für eine weitgehende Freigabe von Verhütungsmitteln votierten, den Voten der jeweiligen Minderheiten angeschlossen. Sie lehnten eine Freigabe ab, da diese im Widerspruch zur bisherigen Lehre der Kirche stehe. Unbekannt war bis vor kurzem, dass der Papst auch die Glaubenskongregation und das vatikanische Staatssekretariat um Stellungnahmen sowie einen Entwurf für die Enzyklika gebeten haben soll. Die entsprechenden Gutachten sind jedoch bisher nicht öffentlich geworden. (bod/KNA)