"Berlin sucht nach seiner Identität"
Drei Tage vor den Wahlen in Berlin haben Kirchen und Gewerkschaften ein "Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin" gegründet. Damit wollen sie die Zivilgesellschaft gegen fremdenfeindlichen Hass und Gewalt sowie für Toleranz und Demokratie mobilisieren, wie die Bündnispartner am Donnerstag vor den Medien erklärten.
Koch: Religionsunterricht stärken
Zur Begründung führten sie an, dass Rechtspopulisten und Rechtsextremisten das Thema Flucht und Migration nutzten, um Feindseligkeit zu schüren und die freiheitlich-demokratische Ordnung in Frage zu stellen. Der katholische Erzbischof Heiner Koch sagte, das Bündnis solle "ein Signal des Willkommens gegen Feindseligkeit" setzen.
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In einem Gastbeitrag für die Boulevardzeitung "B.Z." vom Donnerstag forderte er zudem, das Fach Religionsunterricht und die katholische Theologie in der Hauptstadt zu stärken. Religion ist in Berlin nur ein freiwilliges Zusatzfach in Verantwortung der Kirchen. An der Freien Universität gibt es statt der ursprünglich vorgesehenen vier katholischen Lehrstühle derzeit nur zwei, von denen einer nicht besetzt ist. Die vorgesehene Einrichtung von vier islamischen Lehrstühlen begrüßte Koch: "Nur eine hinreichende Ausstattung theologischer Einrichtungen ermöglicht einen Dialog auf Augenhöhe mit allen Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen".
Nach seiner Einschätzung befindet sich die Stadt Berlin auf der Suche nach ihrer Identität. Kurz vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus stelle sich die Frage, was die Menschen in der Stadt eigentlich verbinde. Am Sonntag sind Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen. Nach Umfragen können die vier stärkten Parteien jeweils rund 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
Koch zollt Katholiken in Ostdeutschland Respekt
Den Christen in Ostdeutschland zollte Koch Hohen Respekt. "Die Menschen halten zusammen, so haben sie die DDR überstanden", sagte er. Vor allem die Klöster hätten eine große Ausstrahlungskraft - und anders als im Westen auch kaum Nachwuchssorgen. Zudem profitierten die ostdeutschen Bistümer vom Zustrom der Katholiken aus aller Welt. In der letzten Osternacht habe er über 100 Taufen gehabt. "In Leipzig und Dresden ist das Durchschnittsalter der Katholiken 35 Jahre", so Koch. "Die katholische Kirche im Osten ist jung." (gho/KNA)