Der US-Präsidentschaftsbewerber war für einen Vortrag im Vatikan eingeladen

Bernie Sanders stolz auf Treffen mit Papst

Veröffentlicht am 16.04.2016 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Rom ‐ Der US-Präsidentschaftsbewerber war für einen Vortrag bei einer Konferenz in den Vatikan eingeladen worden. Seine Rede am Freitag war angesichts des Präsidentschaftswahlkampfs bei US-Katholiken auf ein gemischtes Echo getroffen.

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Er habe dem Papst für die "unglaubliche Rolle" gedankt, die er "auf diesem Planeten" spiele. Franziskus sei "eine außergewöhnliche Persönlichkeit, nicht nur in der Welt von heute, sondern der Zeitgeschichte überhaupt", so Sanders. Zudem habe er in dem Gespräch die Notwendigkeit eines Wirtschaftssystems betont, das "auf Moral und nicht auf Habgier basiert". Papst Franziskus war um 7.00 Uhr am Samstagmorgen vom römischen Flughafen Ciampino zu einem Besuch von Flüchtlingen auf der griechischen Insel Lesbos aufgebrochen.

Dass das etwa fünfminütige Treffen von Bernie Sanders und dem Papst im vatikanischen Gästehaus Santa Marta stattgefunden hatte, bestätigte am Samstag verschiedene Medien, darunter auch Radio Vatikan. Laut diesem Bericht war unter anderem auch Bernie Sanders Frau anwesend.

Papst Franziskus hat sich gegen eine politische Instrumentalisierung seiner Begegnung mit Bernie Sanders gewandt. Der Bewerber um die US-Präsidentschaftkandidatur der Demokraten habe ihn im Gästehaus Santa Marta abgefangen, sagte er am Samstag auf dem Rückflug von Lesbos nach Rom vor mitreisenden Journalisten. "Ich habe ihn und seine Frau begrüßt, ein Händeschütteln und nicht mehr. Das nennt man Erziehung." Falls jemand denken sollte, dass eine Begrüßung eine Einmischung in die Politik bedeute, "dann ist der Moment gekommen, um einen Psychiater aufzusuchen", so Franziskus.

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Die Rede von Sanders am Freitag bei einer Vatikan-Konferenz war angesichts des Präsidentschaftswahlkampfs bei US-Katholiken auf ein gemischtes Echo getroffen. "Es war ein Fehler, jemanden einzuladen, der für das Präsidentenamt kandidiert", kritisierte die Laienorganisation "Catholics in Alliance for the Common Good". Es sei nicht gut für den Papst, "wenn es so aussieht, als zöge er einen Kandidaten einem anderen vor", so Hale. Zu Beginn der Konferenz war eine Botschaft des Papstes verlesen worden. Dieser bedauerte darin, dass er die Teilnehmer wegen der Vorbereitungen für seine Reise nach Lesbos nicht direkt begrüßen könne.

In seinem Vortrag hatte Sanders scharfe Kritik an der aktuellen Wirtschaftsentwicklung und dem internationalen Bankensystem geübt. Die Exzesse der Finanzen und die verbreitete Finanzkriminalität der Wall Street spielten eine direkte Rolle bei der schlimmsten Finanzkrise seit der Great Depression von 1929, so der demokratische Rivale von Hillary Clinton bei dem Kongress der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Zugleich lobte Sanders die Weitsicht der katholischen Soziallehre und insbesondere den Mut von Papst Franziskus, der wiederholt vor einer "Globalisierung der Ungleichheit" gewarnt habe.

Linktipp: Keine Audienz für Bernie Sanders

Der demokratische US-Präsidentschaftsanwärter Bernie Sanders erhält bei seinem Besuch im Vatikan am Freitag wohl keine Audienz bei Franziskus. Und das, obwohl er nach eigenen Aussagen "ein großer, großer Fan des Papstes" ist.

Die Akademietagung wurde zum 25. Jahrestag der Sozialenzyklika "Centesimus annus" veranstaltet. Zu den Teilnehmern gehörten auch die Staatspräsidenten von Bolivien und Ecuador, Evo Morales und Rafael Correa.  Nur wenige Instanzen weltweit erreichten heute die Tiefe der kirchlichen Morallehre zur Marktwirtschaft, betonte Sanders. Die Lage sei heute schlechter als zu Zeiten von Papst Leo XIII. (1878-1903), der 1891 die erste Sozialenzyklika verfasste. Und auch seit dem großen Lehrschreiben von Johannes Paul II. (1978-2005) vor 25 Jahren hätten sich Spekulationen, unerlaubte Geldflüsse, Umweltzerstörung und Aushöhlung der Rechte von Arbeitern verschlechtert. Die Globalisierung sei als Vorwand für eine Deregulierung der Banken genutzt worden, um den jahrzehntelangen Rechtsschutz für Arbeiter und kleine Betriebe auszuhöhlen.

Papst Franziskus setze "weltweit beeindruckenstes Zeichen"

Es wäre jedoch falsch, in dieser Situation zu resignieren und die Kraft der Wirtschaft als unaufhaltbar zu bezeichnen, so Sanders - als wäre es unmöglich, die Marktwirtschaft, wenn sie einmal aus den Grenzen der Moral herausgetreten sei, wieder unter das Prinzip der Moral des Gemeinwohls zurückzuführen. Papst Franziskus selbst sei "das weltweit beeindruckendste Zeichen gegen solche Verzweiflung und solchen Zynismus". Er habe der Welt mit seinem Appell für Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und die Möglichkeiten für eine bessere Welt die Augen geöffnet. "Er inspiriert die Welt, einen neuen globalen Konsens für unser Gemeinwohl zu finden", so Sanders. (KNA/jhe)

16.04.2016, 12.42 Uhr: Ergänzt um die Berichterstattung von Radio Vatikan

19.53 Uhr: Ergänzung um Papst Franziskus' Stellungnahme.

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