Die überraschende Entscheidung hatte Spekulationen genährt, Franziskus sei mit dem Führungsstil Anrigs nicht mehr zufrieden gewesen. Medien berichteten, möglicherweise sei er in Franziskus‘ Augen zu streng aufgetreten. Franziskus selbst begründete den Schritt damit, dass er bei einem Besuch im Quartier der Garde den Eindruck gewonnen habe, dass eine Erneuerung gut tun würde. Anrigs Nachfolger Christoph Graf bringt jedenfalls viel Erfahrung mit ins Amt. Er gehört der Garde schon seit 1987 an.
Der wichtigste Tag im Jahr
Doch diese Unruhen spielen bei der Vereidigung heute wohl keine große Rolle. Die Zeremonie erfolgt bei gutem Wetter im beeindruckenden Damasushof des Vatikan, der auf drei Seiten von den "Logge di Raffaello", einem Gebäudekomplex mit großen Fenstern, eingeschlossen ist. Bei schlechtem Wetter findet der Fahneneid in der Audienzhalle statt, wo bis zu 6.000 Familienangehörige und Vatikanmitarbeiter zusehen können.
Der 6. Mai ist für die Schweizergarde traditionell der wichtigste Tag im Jahr. Alljährlich gedenken die Mitglieder der vatikanischen Armee an diesem Datum der Ereignisse des "Sacco di Roma" im Jahr 1527. Damals zogen ausländische Truppen plündernd und mordend durch Rom. Die damals 189 Gardisten leisteten verzweifelten Widerstand und brachten Papst Clemens VII. in letzter Minute und unter hohen eigenen Verlusten in der Engelsburg in Sicherheit.