Auflösungsprozess zieht sich weiter in die Länge

Bewohnerin will aufgelöstes Kloster nicht verlassen

Veröffentlicht am 24.05.2017 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 
Orden

München/Altomünster  ‐ Eigentlich ist das Birgittenkloster Altomünster seit Januar aufgelöst, die letzte Ordensfrau ausgezogen. Doch eine Bewohnerin weigert vehement gegen den Auszug - und bringt den Vatikan ins Spiel.

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Das per Vatikan-Dekret aufgelöste Birgittenkloster im oberbayerischen Altomünster (Kreis Dachau) beherbergt noch immer eine Bewohnerin. Ende Februar hatte mit Schwester Apollonia Buchinger die letzte Ordensfrau das Gebäude verlassen. Doch eine sich als Postulantin bezeichnende Frau will nach wie vor nicht ausziehen. Entsprechende Zeitungsberichte bestätigte am Mittwoch die Pressestelle des Erzbistums München und Freising. Die Erzdiözese, in deren Besitz das Eigentum des Ordens überging, habe deshalb das Landgericht eingeschaltet.

Vatikan weiß nichts von einer Postulantin

Nach einer mehrstündigen Verhandlung sei am Dienstag ein Vergleich erzielt worden, der allerdings noch nicht rechtskräftig sei, sagte eine Sprecherin der Erzdiözese. Die Frau behaupte, im Namen von Schwester Apollonia Widerspruch gegen das vatikanische Dekret eingelegt zu haben. Nun solle sie so lange weiter in Altomünster wohnen bleiben können, bis Antwort aus dem Vatikan komme. Laut der Bistumssprecherin ließ der Vatikan jedoch schon früher wissen, dass die Frau nicht den Status einer Postulantin habe, also keine Bewerberin für die Aufnahme in einen Orden sei.

Mittlerweile hat sich auch das Kreisbauamt Dachau eingeschaltet und das Klostergebäude besichtigt. Dabei sei aufgrund baulicher Mängel und fehlendem Brandschutz mündlich die Nutzung untersagt worden, sagte Sachgebietsleiter Peter Hornig auf Anfrage. Dies werde Anfang nächster Woche auch schriftlich erfolgen.

Linktipp: Birgitten-Kloster in Oberbayern aufgelöst

Ende einer jahrhundertealten Tradition: Das Birgitten-Kloster im oberbayerischen Altomünster ist vom Erzbistum München und Freising aufgelöst worden. Die Schließung ging nicht ohne Widerstände vonstatten. (Artikel von Januar 2017)

Mitte Januar war das Birgittenkloster auf Anordnung des Vatikan aufgelöst worden. Es soll weiter ein geistlicher Ort bleiben. Der Auflösungsprozess ging nicht ohne Widerstände vonstatten. Im Dezember 2015 hatte die vatikanische Ordenskongregation eigens eine Franziskanerin aus dem benachbarten Schönbrunn als Apostolische Kommissarin eingesetzt. Altomünster war die letzte deutsche Niederlassung des alten Zweigs der Birgitten. Das Kloster wurde Ende des 15. Jahrhunderts gegründet.

In Bremen gibt es noch ein Kloster des jüngeren schwedischen Ordenszweigs. Die Gründerin Birgitta von Schweden (1303-1373) wurde 1999 von Papst Johannes Paul II. zur "Patronin Europas" erhoben. In ihrem Heimatland gilt sie als große Politikerin. So versuchte Birgitta, Frieden zwischen England und Frankreich zu stiften, die Päpste aus Avignon nach Rom zurückzuführen und das Königreich Zypern zu reformieren. (KNA)