Salzburger Hochschulwochen mit Appell gegen Angst beendet

Bischof kritisiert "Schockstarre" in der Kirche

Veröffentlicht am 05.08.2018 um 18:59 Uhr – Lesedauer: 
Theologie

Salzburg ‐ Mit einem Appell gegen Angst wurden die Salzburger Hochschulwochen beendet. Der Schweizer Bischof Felix Gmür kritisierte in seiner Predigt eine "Schockstarre" der Kirche. Sie zeige sich im Aufbauschen von Randthemen.

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In Österreich sind die Salzburger Hochschulwochen beendet worden. Wissenschaftler, Philosophen und Theologen diskutierten in den vergangenen Tagen über das diesjährige Thema "Angst?". An den Veranstaltungen nahmen den Organisatoren zufolge rund 900 Besucher teil – etwa 100 mehr als im Vorjahr.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, plädierte am Sonntag in Salzburg für "Gottvertrauen und Aufklärung als Weg aus der Angst". Nur wenn die Kirche beide Pole - Glaube und Vernunft - zusammenhalte, könne sie "ein Teil der Lösung des Problems sein", mahnte der Erzbischof von München und Freising. Entscheidend sei, dass Zukunft sich aus "Quellen der Vergangenheit" speise - nicht mit dem Ziel eines verklärten Rückblicks, sondern im Sinne einer Vergewisserung, auf welchen Schultern man stehe: "Nicht Restauration ist das Ziel, sondern Renaissance."

Bischof: Kirche in "Schockstarre"

Der Schweizer Bischof Felix Gmür sprach in seiner Predigt während des Abschlussgottesdienstes im Salzburger Dom von einer "Schockstarre", in der sich die Kirche gegenwärtig befinde. In dem Maße, wie Angst vor einer ungewissen Zukunft zu einem beherrschenden Phänomen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche geworden sei, lasse sich auch unter Christen eine neue Sehnsucht nach Einfachheit in der Welt und nach einer verklärten Vergangenheit feststellen, sagte der Basler Bischof. Diese jedoch lähme und mache die Kirche nicht zukunftsfähig.

Ausdruck dieser "Schockstarre" sind laut Gmür Debatten, die "Randthemen" des Glaubens aufbauschten und so vom eigentlichen Kern der christlichen Botschaft ablenkten. Ein Beispiel sei die aktuelle Diskussion über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner: "Mancher meint, das würde die Kirche zum Einsturz bringen. Aber was wäre das für eine schwache Kirche, wenn schon diese Debatte sie zum Einstürzen bringen würde?". Recht verstanden sei die christliche Botschaft nicht nach hinten, sondern in die Zukunft orientiert, so Gmür. "Ich will jedenfalls keinen Gott von früher, sondern einen Gott für heute, für morgen – ansonsten glaube ich ihm nicht". Daher sei es auch nötig, immer wieder auf eine Erneuerung der Kirche zu drängen.

Im kommenden Jahr finden die Salzburger Hochschulwochen vom 29. Juli bis 4. August statt; Thema ist dann "Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit". (KNA)