Bischof Overbeck sieht immer mehr Populismus
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beobachtet immer mehr Populismus und eine zunehmende Verunsicherung in der Gesellschaft. Kirche, Politik und Medien müssten darauf richtig reagieren, mahnte Overbeck am Samstagabend im Essener Dom. Bei einem Gottesdienst im Rahmen des Jahrestreffens der katholischen Journalistenschule ifp sprach er von einer "Zeit, in der kein Stein auf dem anderen bleibt". Gewohnte Ordnungen vergingen, und anstelle politischer Verlässlichkeiten gebe es immer mehr Unwägbarkeiten. Hinzu komme, "dass viele Menschen in einer für nicht wenige unvorstellbare Weise vom Populismus angezogen werden".
Hier zählten nicht mehr Fakten und Logik, so Overbeck weiter, sondern "vielmehr emotionale Argumente, die in scheinbare neue Sicherheiten und in Altbewährtes zurückführen". Ungewöhnlich sei dabei, "mit welcher Heftigkeit von gewissen Gruppen plötzlich wieder nach einer nationalen Identität gesucht wird". "Bemerkenswerte Bevölkerungsteile" wollten sich Flüchtlingen und anderen Menschen verschließen. Dies betreffe aber "Gott sei Dank nicht die gesamte Bevölkerung".
"Intensive Wertediskurse notwendig"
Die Kirche, aber auch Medien und die Politik, müssten sich diesen Herausforderungen stellen, forderte Overbeck. Dazu gehörten auch die Risiken und Chancen der Digitalisierung und neuer Organisationsformen der menschlichen Arbeit und Kommunikation. Dabei seien "intensive Wertediskurse notwendig und zugleich ethische Fragen zu thematisieren, die vor allen Dingen die Rolle des Menschen in diesen Veränderungsprozessen betreffen". Menschlichkeit und Solidarität dürften hier nicht an den Rand gedrängt werden, auch nicht in den zum Teil sehr heftigen Debatten über die sozialen Medien.
Christen müssten hier mutig den Glauben leben und sich für die Würde und die Rechte jedes Menschen einsetzen. Aufgabe der Kirche sei es dabei, "all diejenigen Situationen zu benennen und anzuprangern, in denen diese Würde und diese Rechte verletzt werden". Dazu gehöre auch eine Arbeitswelt, die nicht familiengerecht gestaltet werde, sondern in der jeder grenzenlos mobil und pausenlos erreichbar sein müsse.
Auch die Medien seien hier gefordert, ergänzte der Ruhrbischof vor den mehr als 200 Absolventen der katholischen Journalistenschule. Das ifp wurde 1968 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seither absolvierten mehr als 2.000 Journalisten hier Aus- und Fortbildungen. (KNA)