Tillich gegen politische Ausgrenzung von AfD

Bischof Zdarsa kritisiert "Political correctness"

Veröffentlicht am 04.05.2017 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Zdarsa kritisiert "Political correctness"
Bild: © KNA
AfD

Nördlingen ‐ Beim Katholikentag in Leipzig 2016 war die AfD unerwünscht. Das kritisieren Bischof Konrad Zdarsa und Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Sie fordern den Dialog mit der Protestpartei.

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Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat sich gegen eine Ausgrenzung der AfD aus dem politischen Diskurs ausgesprochen. Eine politische Auseinandersetzung lasse sich nicht dadurch führen, "dass man einen beiseiteschiebt", sagte Tillich am Mittwochabend im bayerischen Nördlingen. "Man kann ihn besser dadurch entwaffnen, indem man ihn in die Diskussion zwingt."

Der katholische Politiker erinnerte in diesem Zusammenhang an den Beschluss der Veranstalter des jüngsten Katholikentags in Leipzig, keine Vertreter dieser Partei zu Podien einzuladen. Er äußerte sich bei einem Podiumsgespräch mit dem Augsburger Bischof Konrad Zdarsa bei einer Jubiläumsveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der Katholischen Akademie in Bayern.

Zdarsa betonte, er sei weit davon entfernt, Positionen der AfD zu vertreten. Die "Political correctness" gehöre allerdings "auf den Müllhaufen der Geschichte". Damit zitierte Zdarsa aus einer Wortmeldung der AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel, beim Bundesparteitag der AfD kürzlich in Köln, ohne ihren Namen zu nennen. Es müsse in Debatten wieder "um Ehrlichkeit und Wahrheit" gehen und nicht um das, "was gerade angesagt" sei.

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Der Bischof betonte, die Kirche müsse sich politisch zu Wort melden, "wenn es um das Gemeinwohl geht". Er würde sich dabei aber "hüten, in irgendein parteipolitisches Rohr zu blasen". Tillich erklärte, es stehe der Kirche frei, wie andere gesellschaftliche Kräfte auch mahnend die Stimme zu erheben. Am Ende des Tages sei es jedoch "das unliebsame Geschäft der Politiker", Entscheidungen zu treffen. Dafür bekämen sie selten Lob. Allerdings müsse sich genauso die Kirche Kritik von Politikern gefallen lassen.

Der Ministerpräsident bescheinigte der Kirche auch in einer säkularisierten Gesellschaft gute Chancen, Gehör zu finden. In Dresden etwa beobachte er, dass die katholische Kirche wachse, und zwar nicht nur durch Zuzüge, sondern weil sich junge Menschen zu ihr bekennen würden. Das seien nicht Tausende, aber Hunderte schon. Angesichts der Globalisierung suchten viele nach einem "Hort des Miteinanders". Da habe die Kirche etwas zu bieten, wenn sie offen und einladend sei.

Zdarsa sagte, ein glaubwürdig gelebtes Christentum könne eine enorme Wirkung entfalten. So hätten selbst Atheisten beim Fall der Mauer von einem Wunder gesprochen. (KNA)