Institut soll Vorwürfe gegen verstorbenen Bischof und Ex-Pfarrer klären

Bistum Hildesheim beauftragt externe Gutachter

Veröffentlicht am 16.08.2016 um 12:40 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Hildesheim ‐ Unabhängige Gutachter sollen den Umgang des Bistums Hildesheim mit aufsehenerregenden Missbrauchsvorwürfen klären. Es geht um die Fälle eines ehemaligen Pfarrers und eines verstorbenen Bischofs.

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Das IPP solle klären, ob es neben den bekannten Vorwürfen weitere Hinweise auf sexuelle Übergriffe durch die beiden Geistlichen gibt. Darüber hinaus sollen die Mitarbeiter den Umgang der  Entscheidungsträger des Bistums mit den Fällen bewerten und prüfen, "ob es ein institutionelles Versagen gegeben hat, das die mutmaßlichen Missbrauchstaten erleichtert und deren Verfolgung erschwert hat".

"Transparenz in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche ist uns sehr wichtig", erklärte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Deshalb sei es gut und richtig, die im Raum stehenden Vorwürfe von einer unabhängigen Institution möglichst umfassend beleuchten zu lassen. Zum Auftrag gehöre auch die Aufzählung, welche Maßnahmen die Diözese zur Unterstützung Betroffener und zur Verhinderung weiterer sexueller Übergriffe bislang ergriffen hat und welche gegebenenfalls erforderlich sind, um ähnliche Fälle in der Zukunft zu verhindern.

Bild: ©KNA

Heinrich Maria Janssen (1907-1988) war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim.

Dem 1988 verstorbenen Janssen wird vorgeworfen, im Zeitraum von 1958 und 1963 einen Jungen mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Die Vorwürfe gegen Janssen aus dem Frühjahr 2015 machte das Bistum im November öffentlich, nachdem der "Spiegel" darüber berichtet hatte. Betroffenenverbände kritisierten dies und sprachen von mangelnder Transparenz. Das Bistum erklärte dagegen, das Opfer habe selbst um Verschwiegenheit gebeten. Auch den Vorwurf einer Vorverurteilung des Bischofs wies das Bistum zurück.

Das IPP soll weiter auch prüfen, ob die Prüfung und Zahlung der "Leistung in Anerkennung des Leids" in Höhe von 10.000 Euro an das mutmaßliche Opfer von Janssen nach den Vorschriften der Deutschen Bischofskonferenz erfolgte.

Der Missbrauchsfall des ehemaligen Pfarrers und verurteilten Missbrauchstäters Peter R. hatte Ende 2015 für bundesweites Aufsehen gesorgt. Der Priester soll in den 70er- und 80er-Jahren mindestens 100 Kinder am Berliner Canisius-Kolleg missbraucht haben. Den Vorwürfen einer jungen Frau aus dem Bistum Hildesheim, der Mann habe auch sie als Kind bedrängt, ging das Bistum im Jahr 2010 nicht konsequent genug nach, wie es selbst einräumte. Anfang 2016 meldete sich auch die Mutter des Mädchens mit ähnlichen Vorwürfen zu Wort.

Linktipp: Missbrauchsvorwurf gegen Bischof wird aufgearbeitet

Die Vorwürfe wiegen schwer: In seinen ersten Amtsjahren soll der verstorbene Bischof Heinrich Maria Janssen einen Jungen sexuell missbraucht haben. Das Bistum teilte im März 2016 mit, die Anschuldigungen von einem unabhängigen Gutachter aufklären zu lassen.

Mit Ergebnissen rechnet die Diözese bis Mitte 2017 und will sie dann gemeinsam mit dem IPP vorstellen und veröffentlichen. Das Bistum Hildesheim hatte bereits Ende Januar bekanntgegeben, dass es den Missbrauch durch Peter R. von einem unabhängigen Gutachter untersuchen lassen will und im März die Prüfung der Vorwürfe gegen Bischof Janssen angekündigt.

Das IPP ist erfahren bei der Begutachtung von Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen. 2015 ist ein Gutachten zu sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt am Gymnasium des österreichischen Benediktinerstifts Kremsmünster erschienen. Vor drei Jahren war das Institut an der Aufarbeitung von Gewalttaten im Internat der Benediktinerabtei Ettal beteiligt. Studien im Heimbereich und zur Odenwaldschule laufen derzeit. (luk/KNA)