Joseph Zen kritisiert vatikanische Annäherung an China

Chinesischer Kardinal nennt Parolin "kleingläubig"

Veröffentlicht am 07.02.2018 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Chinesischer Kardinal nennt Parolin "kleingläubig"
Bild: © KNA
China

Hongkong ‐ Der Vatikan versucht sich dem kommunistischen Regime in China anzunähern. Dem emeritierten Kardinal von Hongkong gefällt das nicht. Joseph Zen kritisiert den zweiten Mann des Vatikan deshalb scharf.

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Kardinal Joseph Zen Ze-kiun hat Kardinal Pietro Parolin scharf kritisiert. "Parolins Interview ist voll von falschen Ansichten", schrieb der emeritierte Bischof von Hongkong am Montag auf seinem Blog. Der 88-Jährige bezieht sich mit seiner Kritik auf die Äußerungen des Kardinalstaatssekretärs, mit denen in der vergangenen Woche die Annäherungen des Heiligen Stuhls an China verteidigt hatte.

Zen bezeichnete Parolin in seinem Blogbeitrag als "kleingläubigen Mann", bei dem er sich nicht sicher sei, ob er wisse, was "echtes Leiden" sei. Die chinesischen Katholiken würden die Erfahrung des Leidens für den Glauben in der Verfolgung durch das kommunistische Regime machen. Doch "ihr größtes Leiden ist, durch die eigene 'Familie' verraten zu werden", so Zen in Anspielung auf die ausgleichende China-Politik des Vatikan.

Vatikan-Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin im Porträt
Bild: ©KNA

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verteidigt die Annäherung des Vatikan an China.

Die Katholiken der staatstreuen "Patriotischen Vereinigung" befänden sich in China wie Vögel in einem Käfig und der Vatikan versuche, den Käfig zu vergrößern. "Aber das wirkliche Problem ist nicht, ob der Käfig klein oder groß ist, sondern wer im Käfig ist", so Zen. Die Untergrundkirche sei derzeit nicht im Käfig gefangen, doch Parolin wolle sie nun durch seine "Versöhnungs"-Politik hineinzwängen. Parolin hatte die Bemühungen des Vatikan als "realistische seelsorgliche Lösungen" für die Katholiken in China bezeichnet.

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Vatikan zwei romtreue Bischöfe zum Rücktritt aufgefordert hatte, damit von der chinesischen Staatsführung akzeptierte Nachfolger eingesetzt werden können. Zudem sollte die kommunistische Regierung 20 vom Vatikan ernannte Bischöfe für die "Patriotische Vereinigung" und 40 Untergrundbischöfe anerkennen. Diese Anerkennung wird von Experten als wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und China angesehen. (rom)