Das Gitter bleibt
Maria Heinke-Probst ist Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Petri, Veit Scapan ist der Dompfarrer der katholischen Dompfarrei St. Petri. Andernorts hätte jede Gemeinde eine eigene Kirche. Nicht so in Bautzen. Hier teilen sich die Gemeinden seit fast 500 Jahren den Dom, dessen Innenraum jetzt saniert werden soll.
Ein Symbol für das Miteinander
"Die Leute wollen das Gitter sehen", sagt Thomas Bönisch. Der Baubeauftragte des Domkapitels kommt damit schon auf das berühmteste Ausstattungsstück des Innenraumes des Bautzener Domes zu sprechen. Das Lettnergitter teilt den Bautzener Dom seit 1524 in einen katholischen und einen evangelischen Teil. Bei der letzten Sanierung im Jahr 1954 wurde das einstmals über vier Meter hohe Gitter abgesägt und ein Türchen eingebaut. Bei der jetzt beginnenden Sanierung wird die Tür vergrößert und noch eine weitere Tür in das Gitter eingebaut. Das Gitter selbst ist inzwischen eine Sehenswürdigkeit, obwohl es vollkommen schmucklos ist. Das Gitter ist einmalig. Es ist ein Symbol für das Miteinander von katholischen und evangelischen Christen. Nur hier in Bautzen unterteilt ein Gitter einen Kirchenraum in zwei Räume für zwei Konfessionen.
Für insgesamt 1,77 Millionen Euro wird der Innenraum saniert. Das Kirchenschiff wird neu gestrichen, die Elektroanlage erneuert, neue Lampen, eine gemeinsame Lautsprecheranlage eingebaut. Die Kosten dafür tragen der Bund, der Freistaat Sachsen und die Stadt Bautzen.
Dass der Dom seit 500 Jahren von zwei Konfessionen genutzt wird, hat - teilweise kuriose - Folgen: Es gibt zwei Orgeln, zwei Stromanschlüsse, zwei Lautsprecher-Anlagen, zwei Altäre. Mitten durch den Dom verläuft sogar eine Grundstücksgrenze. Das eine Grundstück gehört der evangelischen Gemeinde, das andere Grundstück gehört der katholischen Dompfarrei. Im katholischen Teil hängen 50er-Jahre-Lämpchen, im evangelischen Teil schwere alte Messing-Kronleuchter.
Teure Kunstschätze
Auch etwa 50 wertvolle Ausstattungsstücke bedürfen jetzt einer Restaurierung, darunter der Sakramentsaltar, eine farbig gefasste Holzschnitzarbeit des böhmischen Bildhauers Jan Hajek aus dem Jahr 1783, und das berühmte Kruzifix von Balthasar Permoser aus dem Jahr 1714. Das Geld dafür ist in den 1,77 Millionen noch nicht enthalten. Auf etwa 350.000 Euro schätzt Jörg Freund, der leitende Restaurator, die Kosten. Die beiden Gemeinden müssen den Betrag über Spenden selber aufbringen.
Zwei Jahre werden die Arbeiten dauern. Auch während dieser Zeit helfen sich die beiden Gemeinden in bester ökumenischer Tradition. Die katholische Gemeinde wird, neben einer kleineren Filialkirche, auch die evangelische Taucherkirche für ihre Gottesdienste nutzen dürfen. Wenn alles planmäßig läuft, sollen die Arbeiten im Dezember 2015 abgeschlossen sein. Dann wird vieles neu sein im Bautzener Dom: neue Farbe an Wänden und Gewölben, neue Leitungsstränge, Bankheizungen, WC-Anlagen, einen Platz für die Domaufsicht wird es geben, neue Türen im Gitter. Etwas wird allerdings besonders sein. Erstmals wird es eine gemeinsame Beleuchtung geben und eine Beschallungsanlage, die von beiden Gemeinden genutzt wird.
Von Markus Kremser