Das Kreuz im Mittelpunkt
Als Kreuzträger beim Kreuzweg am Kolosseum wurden Gläubige aus Syrien, Nigeria, Ägypten und China ausgewählt, auch zwei Ordensfrauen aus dem Irak, die vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" fliehen mussten.
Franziskus sagte in seiner Schlussansprache, im Körper des gekreuzigten Christus werde die Not jedes leidenden Menschen erkennbar. Er bete für die Christen, die wegen ihres Glaubens geköpft und gekreuzigt würden. Bereits zuvor hatte der Papst bei der Karfreitags-Liturgie im Petersdom für die verfolgten Christen weltweit gebetet.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erinnerte an das Leid von Flüchtlingen, aber auch die Opfer des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich und des Terroranschlags in Kenia. Ostern stehe für die "Hoffnung, dass wir aus dem Leid gerettet werden durch Gott selbst", sagte der Erzbischof von München und Freising.
Leid hat nicht das letzte Wort
Auch der evangelische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gedachte in seiner Botschaft zu Karfreitag der Opfer des Flugzeugabsturzes. "Wir können das Leid und die Verzweiflung der Angehörigen nur erahnen." Christi Auferstehung erzähle jedoch davon, dass Gewalt und Leid nicht das letzte Wort behielten. Auf diese Osterbotschaft dürften Christen auch an Karfreitag hoffen.
Ähnlich äußerte sich der katholische Bischof von Münster, Felix Genn. Dabei bezog er auch den Copiloten ins Gebet ein. "Wir dürfen es sogar wagen, dem Erlöser der Welt denjenigen anzuvertrauen, der dieses tiefe Leid verursacht hat, dass er sich im Abgrund seines Tuns für die Gnade des Erlösers öffnen kann", sagte Genn.
Mehrere Bischöfe sprachen sich an Karfreitag für den Verbleib von Kreuzen im öffentlichen Raum aus. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick betonte, das Kreuz habe seine Bedeutung für eine humane Gesellschaft und eine gute Zukunft. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte, Menschen, die das Kreuz aus dem öffentlichen Raum verbannen wollten, fühlten sich dadurch gestört, da es dem Wunsch entgegenstehe, sich ins Vergnügen zu stürzen und zu betäuben. Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger erklärte, das Kreuz gehöre in die Schule, in die Krankenhäuser und in den Alltag der Menschen. Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass das Bundesverfassungsgericht in diesem Jahr entgegen seiner Ankündigung nicht mehr erneut über die Rechtmäßigkeit von Kreuzen in Klassenzimmern entscheidet.
An vielen Orten fanden Prozessionen statt, so wie in Lohr am Main. Dort säumten mehr als 7.000 Menschen die Straßen, auf denen vor allem schwarz gekleidete Männer die 13 lebensgroßen figürlichen Darstellungen des Leiden Christi durch die Altstadt. Der vor mehr als 350 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als eine der letzten vollständigen Bilderprozessionen in Deutschland.
Auch zur traditionsreichen Kreuztracht in Meppen, die seit 368 Jahren begangen wird, fanden sich mehrere Tausend Menschen ein. Dabei forderte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode die Christen in Deutschland auf, sich für die Aufnahme von Flüchtlingen zu engagieren.
Heße: Konsequent für friedliches Miteinander einsetzen
An dem ökumenischen Kreuzweg in Lübeck nahmen rund 1.000 Menschen teil, darunter der neue Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er rief Christen dazu auf, konsequent für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck verurteilte die Gewalt an Christen im Mittleren Osten. Das Kreuz trete angesichts von Enthauptungen und Kreuzigungen "in seinem ganzen radikalen und abgründigen Ernst neu vor Augen".
Israel rechnet mit 130.000 Besuchern
In Jerusalem feierte der katholische Patriarch Fouad Twal der lokalen Tradition entsprechend bereits am frühen Morgen den Karfreitagsgottesdienst in der Grabeskirche. Der auf Kaiser Konstantin (306-337) zurückgehende Bau erhebt sich über der Stelle, an der seit frühester Zeit der Kreuzigungshügel Golgota und das Grab Jesu verehrt werden.
Israelische Sicherheitskräfte kontrollierten die Zuwege zur Grabeskirche und die Altstadtgassen mit einem hohen Aufgebot. Trotz des Pilgerandrangs blieb die Lage ruhig. Am Freitagabend begann zugleich das einwöchige jüdische Pessach-Fest, das an die Befreiung Israels aus Ägypten erinnert. Das israelische Tourismus-Ministerium rechnete mit 130.000 Besuchern über die Feiertage. (gho/KNA)
03.04.2015, 18.40 Uhr: ergänzt um Informationen aus Israel und dem Vatikan
04.04.2015, 10.15 Uhr: ergänzt um Informationen zum Kreuzweg am Kolosseum in Rom