Dem Evangelium ein Gesicht geben
Unter den Konzelebranten war auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx sowie der Vorsitzende der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller. Zu den Gästen gehörte auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). In seiner Predigt sagte Woelki , seine Aufgabe und seine Berufung bestehe darin, "Christus und seinem Evangelium heute ein Gesicht zu geben". Wie einst die Heiligen Drei Könige seien die Christen heute eingeladen, "Christus als die Mensch gewordene Liebe Gottes, die ewiges Leben schafft, zu bezeugen", sagte der Kardinal. "Machen wir uns dazu gemeinsam auf den Weg, voller Hoffnung und Mut, voller Vertrauen und Zutrauen, ganz einfach deshalb, weil der Herr in einen jeden von uns sein Vertrauen setzt", so der neue Kölner Erzbischof.
Zuvor hatte der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, in einem Grußwort im Namen von Papst Franziskus Woelki für seine fruchtbare Arbeit im Erzbistum Berlin gedankt. Die Gläubigen "in der alten und ehrwürdigen Erzdiözese Köln" erwarteten "nun voll Vertrauen und mit Freude und großen Erwartungen einen neuen Anfang" und "eine neue pastorale Dynamik durch die Mission ihres neuen Vaters und Hirten", so der Botschafter des Papstes in Deutschland. Eterovic dankte Kardinal Meisner "für all das Gute, das er über 25 Jahre im bischöflichen Dienst für die Erzdiözese Köln, für die Kirche in Deutschland und in der Welt getan hat".
Woelki bekommt den Petrus-Stab
Bei der Feier führte der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff als dienstältester Bischof in der Kirchenprovinz seinen Amtsbruder zur Kathedra, dem Sitzplatz des Erzbischofs. Kardinal Joachim Meisner überreichte Woelki symbolisch den Petrus-Stab als Zeichen der Verbundenheit zu seinen Vorgängern, den Aposteln und der Weltkirche. Der Holzstab aus dem vierten Jahrhundert war bis zur Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige die bedeutendste Reliquie des Doms.
In einem Grußwort am Ende der Einführungsmesse würdigte Kardinal Reinhard Marx den neuen Kölner Erzbischof als engagierten Seelsorger: Nach dem "langen, segensreichen" Wirken von Kardinal Meisner, kehre nun ein "echter Kölner" an den Rhein zurück. Marx dankte Woelki für dessen Einsatz in der Deutschen Bischofskonferenz als Vorsitzender der Caritas-Kommission. Es sei Papst Franziskus, der immer wieder mahne, die Kirche in den Armen und Schwachen zu erkennen. Durch sein vielfältiges Engagement werde Woelki dafür als Zeuge einstehen, so Kardinal Marx.
Bereits in der vergangenen Woche war Woelki in seiner neuen Diözese unterwegs gewesen. So hatte er am Mittwoch seine alte Gemeinde in Köln-Mühlheim besucht und einen ersten Ausblick auf die Schwerpunkte seiner zukünftigen Amtszeit gegeben: Er wolle sich besonders um die Jugendlichen im Erzbistum bemühen, sagte er. "Die Jugendlichen sollen mit dem Evangelium in Berührung kommen und ihr Christsein entdecken." Aus dem Evangelium heraus müsse den jungen Menschen eine Antwort gegeben werden, die ihre Lebenswirklichkeit ernst nehme.
Woelki: "Zuflucht ist ein Menschenrecht"
Auch Flüchtlinge möchte der Kardinal besonders in den Blick nehmen. Es müsse alles dafür getan werden, Flüchtlinge gut unterzubringen und zu integrieren, so Woelki. Beim Ablegen seines Treueeids in der Düsseldorfer Staatskanzlei am Donnerstag brachte Woelki das Thema ebenfalls zur Sprache. Deutlich warb er für eine schnelle und unbürokratische Aufnahme syrischer Kriegsflüchtlinge. Hier seien Kirche und Politik gleichermaßen gefragt. "Zuflucht ist ein Menschenrecht", sagte er.
Rainer Maria Woelki wurde am 18. August 1956 in Köln als ältestes von drei Geschwistern geboren. Seine Eltern mussten 1945 aus Ostpreußen fliehen. Nach dem Theologiestudium in Bonn und Freiburg folgte 1985 Woelkis Priesterweihe in Köln. Später machte ihn Kardinal Meisner zum "Geheimsekretär" und zum Leiter der Theologenausbildung im Erzbistum. 2003 wurde Woelki Kölner Weihbischof, 2011 Erzbischof von Berlin. Anfang 2012 erfolgte die Erhebung in den Kardinalsstand. (som/KNA)