Den Einsatz für Gott anfachen
Ecuador
In Quito, der ersten Station von Papst Franziskus in Lateinamerika, wartet auch Pfarrer Martin Schlachtbauer auf den Pontifex. Er leitet in der ecuadorianischen Hauptstadt die deutschsprachige Gemeinde St. Michael, der vor allem Diplomaten, Unternehmer und Mitarbeiter von Entwicklungsorganisationen samt ihren Familien angehören. Das Gemeindeleben konzentriert sich laut Schlachtbauer vor allem auf den Sonntag und die gemeinsame Feier des Gottesdienstes. Darüber hinaus betreut die Gemeinde eine Kinderkrippe für allein erziehende Mütter und arme Familien.
Von Papst Franziskus erhofft sich Schlachtbauer eine Stärkung der Glaubensfreude in Ecuador. "Ich hoffe, dass unser Eifer und Einsatz für Gott, die Menschen und die Umwelt noch mehr angefacht wird", so der Pfarrer im Gespräch mit katholisch.de. Auch mit Blick auf die ecuadorianische Gesellschaft wünscht er sich einen Impuls des Heiligen Vaters; das "egoistische Gezänk" in Politik und Gesellschaft müsse überwunden werden.
Als Höhepunkte des dreitägigen Papstbesuchs in Ecuador nennt der Geistliche die beiden großen Gottesdienste in der Hafenstadt Guayaquil und in Quito. Bei diesen Gelegenheiten werde Franziskus "mit Hunderttausenden von Menschen in unmittelbare Berührung" kommen. Beide Messen seien fantastische spirituelle und gemeinschaftliche Ereignisse, so Schlachtbauer.
Themenseite: Papstreisen
Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Die Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.Bolivien
Die zweite Station der Papstreise ist ab Mittwoch Bolivien. Das Land im Herzen Lateinamerikas hatte zuletzt 1988 mit Papst Johannes Paul II. ein Kirchenoberhaupt zu Gast. Entsprechend groß ist die Vorfreude - auch bei Reinaldo Brumberger. Der Franziskanerpater leitet seit wenigen Monaten die deutsche Gemeinde in der im Südosten Boliviens gelegenen Millionenstadt Santa Cruz.
Für Brumberger ist es wichtig, dass der Papst Bolivien durch seinen Besuch weltkirchliche Bedeutung gibt. "Bolivien ist ein ziemlich vergessenes Land. Durch den Besuch des Papstes kommt das Land international ein bisschen ins Gespräch", sagt der Pater gegenüber katholisch.de. Er hoffe, dass Franziskus' Aufenthalt im Land zur Einheit Boliviens und der Bolivianer beitrage. "Es gibt hier viele Spannungen zwischen der Regierung und den Bischöfen, zwischen Weißen und Indianern, zwischen Reichen und Armen", erzählt Brumberger. Deshalb brauche das Land dringend einen spirituellen Impuls.
Eucharistiefeier als Höhepunkt
Als Höhepunkt des Papstbesuchs in Bolivien sieht Brumberger die große Eucharistiefeier in Santa Cruz mit bis zu zwei Millionen Gläubigen. Wichtig sei jedoch auch der Besuch der Strafanstalt in der Stadt, da im bolivianischen Justizwesen Vieles im Argen liege.
Wenig schmeichelhaft zeichnet der Franziskaner auch die Lage der katholischen Kirche im Land, die nicht nur mit der linken Regierung von Evo Morales zu kämpfen habe. "Nicht nur das Land ist arm - auch die Kirche", sagt er. Hinzu komme, dass es nur wenige Seminaristen und Ordensleute im Land gebe und die ethnischen und kulturellen Konflikte der bolivianischen Gesellschaft auch in der Kirche zu spüren seien.
Stichwort: Katholische Kirche in Lateinamerika
Lateinamerika heißt auch der "katholische Kontinent". Mehr als 520 Millionen und damit über 40 Prozent aller getauften Katholiken leben in dieser Weltregion, die maßgeblich durch vier Jahrhunderte spanischer und portugiesischer Kolonialgeschichte geprägt ist. Rund 80 Prozent der Menschen in Lateinamerika sind katholisch. Exakte Zahlen sind problematisch. Der Vatikan verzeichnet die Zahl der katholischen Taufen; eine mögliche Abwanderung zu evangelikalen Pfingstkirchen ist damit nicht erfasst. Für internationale Vergleichszahlen fehlen oft vergleichbare Zensusdaten. Das Annuarium Statisticum Ecclesiae (kirchliches Jahrbuch) verzeichnet für Brasilien 170 der rund 201 Millionen Einwohner als katholisch. Damit ist Brasilien das größte katholisch geprägte Land der Welt, gefolgt von Mexiko mit offiziell 118 Millionen. Die nächstgrößeren Länder Lateinamerikas sind Kolumbien mit 47 Millionen, Argentinien mit 41,6 Millionen und Peru mit 30,8 Millionen. Insgesamt gibt es in Lateinamerika 815 Bistümer bzw. verwandte "Jurisdiktionen" mit 727 Diözesanbischöfen. Allein in Brasilien gibt es 274 Diözesen; die Bischofskonferenz zählt 453 Mitglieder. Auch von den rund 35.800 Pfarreien Lateinamerikas befindet sich knapp ein Drittel in Brasilien. (KNA)Paraguay
Zum Abschluss seiner Reise besucht Papst Franziskus von Freitag bis Sonntag Paraguay. Pfarrer der deutschen Pfarrei Christus Erlöser in der Hauptstadt Asuncion ist Pater Othmar Grüber. Der 86-Jährige lebt bereits seit 57 Jahren in dem südamerikanischen Binnenstaat und hat dort in dieser langen Zeit nicht nur in der deutschsprachigen Seelsorge, sondern auch in einheimischen Pfarreien gearbeitet.
Grüber glaubt, dass der Besuch von Franziskus eine "gute Wirkung für Paraguay" entfalten wird. Der Papst werde bei seinem Aufenthalt im Land auf eine begeisterte Bevölkerung treffen. "Extra für den Besuch wurde ein Lied komponiert, in dem es heißt 'Danke, Heiliger Vater, dass Du Paraguay segnest'", erzählt Grüber katholisch.de. Auch die Regierung und die Medien seien gegenüber dem Papstbesuch sehr aufgeschlossen.
Als wichtigste Themen der päpstlichen Visite nennt der Pater die fortschreitende Umweltzerstörung und die ungleiche Verteilung des Landbesitzes. "Es gibt hier Kleinbauern mit gerade mal einem Hektar Land, und es gibt Großgrundbesitzer mit teilweise mehr als 10.000 Hektar." Hier könne Papst Franziskus so kurz nach Veröffentlichung seiner Umweltenzyklika "Laudato si" sicher wichtige Impulse setzen, hofft Grüber.