Interessiert sich der Papst aus Argentinien für die Fußball-EM?

Der Capitano aus dem Vatikan

Veröffentlicht am 10.06.2016 um 14:00 Uhr – Von Alexander Brüggemann (KNA) – Lesedauer: 
Der Capitano aus dem Vatikan
Bild: © KNA
Fußball-EM

Bonn ‐ Heute beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Verpflichtet der Karlspreis einen Argentinier, sie zu verfolgen? Ein guter Kapitän war Franziskus übrigens schon immer - aber kein guter Kicker.

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Grundstein seiner unverbrüchlichen Liebe war das Meisterjahr 1946 - und ein Stadionbesuch mit seiner Familie. Bis heute zahlt "Mitglied 88235" per Einzugsermächtigung seine Beiträge, wie die Club-Führung versichert. Noch als Kardinal von Buenos Aires hat Bergoglio die Kapelle des neuen "Gasometer-Stadion" in "seinem" Stadtteil Flores geweiht. Spendiert wurde sie übrigens von Hollywood-Star Viggo Mortensen, der Teile seiner Kindheit in Argentinien verbrachte.

Franziskus hat das Straßenkicken noch vor der Theologie gelernt: an der Membrillar Nummer 531, neben seinem Geburtshaus. Der Straßenzug in Flores im Herzen von Buenos Aires ist heute die erste Station der sogenannten päpstlichen Stadtführung.

Literatur und Fußball waren seine Leidenschaften

Der Musiker Mario Valdez, der 1948 gemeinsam mit Jorge Bergoglio die fünfte Klasse besuchte, erzählt: "Rechts, an der Ecke, wo heute ein kleiner Spielplatz ist, da hat der Papst als kleiner Junge jeden Nachmittag gekickt. Literatur und Fußball, das waren seine Leidenschaften - in dieser Reihenfolge."

Leidenschaft für den Fußball: Papst Franziskus ist seit Langem Fan und Mitglied des Vereins San Lorenzo de Almagro.
Bild: © picture alliance / AP Photo

Bereits als Erzbischof von Buenos Aires war der heutige Papst für seine Fußball-Leidenschaft bekannt und bekam regelmäßig Trikots geschenkt.

Dabei behauptet ein weiterer Schulfreund, Nestor Carabajo, der kleine Jorge sei nie ein begnadeter Techniker gewesen, aber dafür schon damals ein Taktiker vor dem Herrn. Oft habe er die Mannschaften aufgestellt und die Marschrichtung vorgegeben.

Verpflichtet der Karlspreis zum Interesse an der EM?

Für diesen Papst also ist die Frage, wie das Runde ins Eckige gelangen kann, kein bloßes ontologisches Problem. Ob er, der sich zu Beginn seiner Amtszeit als "Papst vom anderen Ende der Welt" bezeichnete, sich nun aber für ein Fußballturnier vom wieder anderen Ende interessieren wird? Man weiß es nicht. Immerhin hat er schon 2014 das historisch wohl einmalige WM-"Finale der Päpste" zwischen Deutschland und Argentinien ausgelassen. Die Geschichte gab ihm freilich Recht, ersparte er sich doch so die Niederlage seines Heimatlandes.

Der jüngste Karlspreis an Papst Franziskus für Verdienste um die europäische Idee enthält nicht notwendig eine Verpflichtung zum völkerverbindenden Public Viewing. Eher mag man annehmen, "Arbeitstier" Franziskus drückt zwischen zwei Audienzen mal eben Italien, dem Land seiner Vorfahren, die Daumen und lässt sich am nächsten Morgen diskret und fern der Öffentlichkeit über das Ergebnis informieren. So oder so: hinein mit uns in einen Monat voller EM-Abende, mit oder ohne Franziskus.

Linktipp: Wer wird Europameister 2016?

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Von Alexander Brüggemann (KNA)