Der "Facebook-Bischof"
Und egal, ob sich der Theologe in einem Flüchtlingslager im Irak oder zu einem Gespräch in der bayerischen Staatskanzlei aufhält: Facebook und Twitter sind immer mit dabei. Und mit seiner Familie kommuniziert der Theologe über eine geschlossene Gruppe im Messaging-Dienst "WhatsApp".
"Für mich ist es etwas höchst Erfreuliches, wenn man über lange Distanzen am Alltagsleben der anderen teilhaben kann", sagte Bedford-Strohm, der in seiner Kirche längst den Spitznamen "Padford-Strohm" trägt, vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dresden. Doch der Schüler des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, den das protestantische Kirchenparlament am Dienstag zum neuen Vorsitzenden ihres höchsten Organs wählte, erinnerte auch an die mit der Nutzung des Internets verbundene Verpflichtung zur Sensibilität. "Für mich gehört zur Kommunikation immer auch Verantwortung dazu."
Womit der Theologe seiner Linie treubleibt: Bedford-Strohm steht für eine evangelische Kirche, die sich auch mit unangenehmen Positionen in die öffentliche Debatte einmischt. Für eine Kirche mit politischem Bewusstsein, die auf die Ereignisse der Welt aktuell reagiert. Und für eine programmatisch so betitelte "Öffentliche Theologie".
Im Herbst reiste der Bischof der drittgrößten deutschen Landeskirche in den Irak, um dann in mehreren Interviews für die Schaffung einer Schutzzone für syrische Christen und Jesiden einzutreten. Viele engagierte Friedensbewegte aus seiner Kirche stieß er damit zunächst vor den Kopf - doch am Ende veröffentlichte der Rat der EKD eine Erklärung, in der er sich die Position Bedford-Strohms ausdrücklich zu eigen machte.
"Wir werden dem Töten nie eine öffentliche Legitimation geben"
Auch in der Debatte um die Beihilfe zum Suizid spricht er Klartext: Wo der bisherige Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider eher den Einzelfall, der nach schwerer Krankheit sein Leben beenden will, in den seelsorgerlichen Blick nahm und mit unscharf wirkenden Positionen an die Öffentlichkeit trat, äußert sich Bedford-Strohm eindeutig. "Wir werden dem Töten nie eine öffentliche Legitimation geben", sagte er in einem Interview. "Das aber wäre der Fall, wenn wir dem organisierten assistierten Suizid freie Bahn lassen oder aktive Sterbehilfe legalisieren."
Von Hause aus ist Bedford-Strohm, vor seiner Wahl zum Bischof Professor in Bamberg, Sozialethiker. Damit bearbeitet er ähnliche Themen wie der ebenfalls in München residierende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Beide pflegen einen engen, freundschaftlichen Austausch, und verfassten federführend das im Frühjahr erschienene neue Sozialwort der Kirchen.
Darin, aber auch bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats im südkoreanischen Busan, setzte sich der Lutheraner für eine Verbindung von Ökologie und sozialer Gerechtigkeit ein. "Wir haben nicht mehr Rechte auf Ressourcen als andere Länder oder künftige Generationen", sagte Bedford-Strohm damals. Auch für die Schaffung neuer Arbeitsmarktinstrumente für Langzeitarbeitslose oder die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns setzte sich der Theologe in den vergangenen Jahren ein.
Vorerst indes steht Bedford-Strohm nur für ein Jahr an der Spitze des Rates der EKD. Denn die Amtszeit des gegenwärtigen Rates endet bereits 2015. Doch rechnen Kirchenexperten damit, dass der bayerische Landesbischof im kommenden Jahr im Amt bestätigt wird, zumal er bereits der dritte Vorsitzende seit der letzten Ratswahl in Ulm 2009 ist. Dann würde die EKD bis 2021 von München aus gelenkt. Was angesichts der auf Deutschlands Protestanten in den nächsten Jahren zukommenden Herausforderungen - vor allem das Reformationsjubiläum 2017 - durchaus angemessen wäre.
Von Benjamin Lassiwe (KNA)