Der Bamberger Alterzbischof Karl Braun wird 85

Der Mystiker von Wildensorg

Veröffentlicht am 12.12.2015 um 16:45 Uhr – Von Marion Krüger-Hundrup (KNA) – Lesedauer: 
Der Mystiker von Wildensorg
Bild: © KNA
Erzbistum Bamberg

Bamberg ‐ Erzbischof Karl Braun sah sich in seiner Zeit als Oberhirte von Eichstätt und Bamberg dem Vorwurf ausgesetzt, er sei "erzkonservativ". Dabei könnte Braun, der heute 85 Jahre alt wird, so einige Ratschläge in der Kirchenkrise geben.

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"Es wäre überheblich, nach Art von Patentrezepten ein Programm zu geben, das für den Augenblick hilfreich sein könnte", wehrt der Jubilar ab. Gleichwohl verfolgt der gebürtige Allgäuer die innerkirchlichen Debatten bis heute höchst interessiert. Schließlich sei er nicht zum "Bischof auf Zeit" geweiht worden, sagt Braun, der zurückgezogen in seinem Haus im Bamberger Stadtteil Wildensorg lebt.

"Die Partizipation und Mitverantwortung aller Getauften sind noch nicht erreicht", stellt der Alterzbischof fest und schiebt gleich hinterher: "Es ist notwendig, von lähmenden Debatten um Strukturen und Kompetenzen zurückzufinden zu Jesus Christus." Reife und Friede, Gottvertrauen und Gelassenheit strahlen von diesem alten Herrn aus. Er spricht selbst von seinem steten Bemühen, "tiefer in das Mysterium einzudringen" - im Gebet, in der Kontemplation.

Der Eichstätter Dom.
Bild: ©picture alliance/dpa/Armin Weigel

Der Eichstätter Dom.

Wenn Karl Braun den Begriff "Spiritualität" gebraucht, öffnet sich dem Zuhörer eine geheimnisvolle Welt. Er lässt spüren, wie intensiv sein bischöflicher Wahlspruch in sein eigenes Leben ausstrahlt: "Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben." Braun übersetzt dieses Leitwort in die Weite hinein: "In aller Unsicherheit der Welt und unseres Lebens, angesichts der Frage, was denn noch sicher ist, dürfen wir vertrauen: Sicher ist die Liebe dieses durchbohrten Herzens, sicher ist seine Barmherzigkeit."

In seinen aktiven Bischofsjahren sah sich Braun dem Vorwurf ausgesetzt, er sei "erzkonservativ". Dieses Etikett mag seiner Geradlinigkeit, marianischen Frömmigkeit und Grundsatztreue geschuldet gewesen sein. Der Emeritus charakterisiert sich selbst als "Konservativen mit Blick nach vorn", als "bewahrenden Beweger" und "bewegenden Bewahrer", der sich um verantwortbare Ausgewogenheit bemüht.

Der Jubilar studierte in Rom Theologie und empfing dort 1958 die Priesterweihe. Er promovierte im Fach Kirchenrecht und war während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) Konzilssekretär seines Augsburger Heimatbischofs. Weitsichtig bilanziert der Mittachtziger: "Die vom Konzil initiierte wahre Reform der Kirche kann nicht gelingen ohne die innere Erneuerung und Umwandlung des Geistes und des Herzens." Eine Reform der Kirche habe zu allen Zeiten "mit einem Umbruch im inneren Leben begonnen, oft sogar bei wenigen einzelnen oder in kleinen Gruppen".

Bild: ©pusteflower9024/Fotolia.com

Blick über die Altstadt von Bamberg mit dem Dom St. Peter und St. Georg.

Der Weg der Verwandlung müsse von innen nach außen gehen: "Eine andere Abfolge führt nach dem Geist und dem Buchstaben des Konzils nicht zum Ziel." Kritisch sieht Braun, wenn Katholiken Reformforderungen an den Papst, die Hierarchie oder die Priester richten, "kaum aber gegen sich selbst". Die Kirche sei kein "Supermarkt der Unverbindlichkeiten", sondern eine Gemeinschaft, die zusammengehalten werde durch die "Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung".

Bleibende Spuren als Bischof hinterließ Braun mit seinem "Bamberger Pastoralgespräch", das in einen Pastoralplan mündete, mit der Gründung einer Ehrenamtsstiftung, eines Arbeitslosenfonds und einer Förderinitiative für ein Jugendbildungshaus im Frankenwald. Diese "Erfolgsmeldungen" sind für den Alterzbischof aber zweitrangig, wie er sagt: "Von Gott her bemessen sich Erfolg oder Misserfolg." Erst in der Mitte der Nacht des Todes, des scheinbaren Scheiterns, des totalen Misserfolgs "bricht der Ostermorgen an".

Von Marion Krüger-Hundrup (KNA)